: Empörung in Israel über Natanjahus Linken-Schelte
■ Ministerpräsident Netanjahu wirft der Linken vor, ihre jüdische Identität vergessen zu haben
Jerusalem (rtr) –In Israel hat die Opposition gestern empört auf Äußerungen von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu über linke Politiker reagiert. Netanjahu hatte dem Rabbiner Jitzhak Kadoori bei dessen Geburtstags- feier gesagt: „Die Linken haben vergessen, was es heißt, Jude zu sein. Sie denken, sie werden unsere Sicherheit in die Hände von Arabern legen – daß Araber auf uns aufpassen werden.“ Ein Mitarbeiter des Rundfunks hatte Netanjahus Worte unbemerkt aufgenommen. Der Vorsitzende der oppositionellen Arbeits-Partei, Ehud Barak, sagte, Israel verdiene einen verantwortungsvolleren Ministerpräsidenten.
„Netanjahu kann uns nicht darüber belehren, was Judaismus ist – vor allem, wenn man seine ,Leistungen‘ bei der Bekämpfung des Terrors in den vergangenen 15 Monaten bedenkt“, sagte Barak weiter. Der Chef der linken Meretz-Partei, Jossi Sarid, erklärte, Netanjahu habe vergessen, was es bedeute, ein menschliches Wesen zu sein. Auch in der Presse gab es kritische Kommentare: Im Massenblatt Maariv hieß es, die Bemerkungen zeigten die dunkle Seite Netanjahus, die von Zynismus und Haß bestimmt sei.
Netanjahu hielt im Rundfunk dagegen, die Worte seien aus dem Zusammenhang gerissen. „Es ist völliger Unsinn zu behaupten, ich hätte die jüdische Identität der Linken bezweifelt.“ Er habe nur deren sicherheitspolitischen Vorstellungen in Frage gestellt. Nach einer Entschuldigung befragt, sagte Netanjahu: „Wollen Sie, daß ich mich für etwas entschuldige, was ich nicht gemeint habe?“
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