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Surfend zum neuen Job

Der Stellenmarkt im Internet boomt. Die Online-Stellenmärkte bieten weltweite Reichweite. Und wer surft, stößt oft auf nützliche Extras und Bewerbungshilfen  ■ Von Sabrina Ortmann

Online-Stellenmärkte schießen zur Zeit wie Pilze aus dem Boden. Mehr als 120 gibt es derzeit allein in Deutschland. Den Anfang machte vor zwei Jahren „Jobs and Adverts“ (http//www.jobs.adverts. de) als erster kommerzieller Anbieter im deutschsprachigen Internet. Dreißig bis vierzig BesucherInnen pro Sekunde fahnden hier kostenlos nach Stellenanzeigen oder schalten selbst ein Stellengesuch. Bezahlen müssen nur die Unternehmen, die eine Stelle ausschreiben. „Bei uns gibt es täglich rund zweihundert neue Positionen“, schätzt Lothar Risch von „Jobs and Adverts“. Von der anfänglichen EDV-Lastigkeit der Unternehmen, die über das Internet neue Mitarbeiter suchen, sei nichts mehr zu spüren: „Das Who's who der deutschen Wirtschaft ist inzwischen im Internet präsent.“ Coca- Cola und Siemens, Bosch und die Telekom gehören zu den Kunden.

Zweifellos, das Internet eröffnet neue Möglichkeiten für die Personalarbeit. Bei einem Pilotprojekt zur virtuellen Bewerberabwicklung habe sich gezeigt, so Reiner Straub in der Zeitschrift Personalwirtschaft vom März dieses Jahres, daß sich die zeitaufwendige Vorauswahl von Bewerbern vereinfache. Die meisten deutschen Großunternehmen suchen bereits Mitarbeiter im Internet, besonders Fach- und Führungskräfte oder Hochschulabsolventen. Viele veröffentlichen ihre Stellenanzeigen parallel zu den Ausschreibungen in den Printmedien.

Online-Inserate sind oft billiger. De-Te-Systems beispielsweise stellen alle Anzeigen auch ins Internet. „Wir schöpfen alle Möglichkeiten aus, um die Anzeigen bekanntzumachen“, sagt Personalreferentin Nicole Balzereit. Meist bewerben sich vor allem Mitarbeiter aus den technischen Bereichen auf Internet-Anzeigen. Bewerben kann man sich über De-Te-Systems allerdings nur per Post.

Einige Unternehmen nutzen schon die Kontaktaufnahme per E-Mail bis hin zur direkten Online-Bewegung. Als eines der ersten deutschen Unternehmen ermöglicht Bertelsmann (http//www. bertelsmann.de) Bewerbungen online. Dafür gibt es ein Internet- Formular mit detaillierten Fragen. „Bei Vollständigkeit akzeptieren wir diese Bewerbungen selbstverständlich“, so Gert Stuerzbecher, Chef der zentralen Managemententwicklung. Sie kämen meistens von „jungen, innovativen, technikbegeisterten Menschen“. Diese Stellenausschreibungen stießen auf wachsendes Interesse bei Personalfachleuten und Bewerbern.

Thomas Stein von der Sercon GmbH hält das Internet für „absolut geeignet zur Selbstdarstellung und kurzen Vorstellung“. Kurzbewerbungen kämen schon mal per E-Mail, meistens von jungen Akademikern, die über ihre Hochschulen das Internet nutzen. Siebzig Prozent seien Männer, nur dreißig Prozent Frauen.

Die Software-Firma SAP schreibt manche Positionen sogar nur im Internet aus. „Wenn wir zum Beispiel einen Spezialisten für die Programmiersprache Java suchen“, erklärt Stefan Müller, Personalreferent der SAP. Etwa zehn bis fünfzehn Prozent aller Bewerbungen und Anfragen bekommt SAP per Internet, auch hier meist auf Jobangebote im EDV-Bereich. Führungskräfte und Sekretärinnen schicken ihre Unterlagen nach wie vor mit der Post.

Stellengesuche im Internet aufzugeben hält Müller für nicht so sinnvoll. Wenn ein Arbeitnehmer zu einem Unternehmen wolle, solle er lieber seine Unterlagen hinschicken. Auch aus Gründen der Sicherheit, denn Online-Bewerbungen seien nicht sicher vor dem Zugriff Dritter, so Stefan Müller. „Datenschutz ist da schon ein Thema. Der Bewerber muß sich überlegen, wie schutzwürdig seine Bewerbung ist.“ Vielen Unternehmen fehlen zudem die technischen Voraussetzungen für eine Online-Bewerbung.

Einen Vorteil hat die Jobsuche via Internet zweifellos: die weltweite Reichweite. Amerikanische Stellenmärkte sind ebenso leicht zu erreichen wie regionale. Und man findet oft Extras auf den Seiten wie Seminartermine und Bewerbungshilfen. Oder einen E-Mail-Service, wie beim Online- Stellenmarkt der Zeit (http//www. jobs.zeit.de). Hier gibt es einmal wöchentlich kostenlos Stellenangebote im Abo (http//www.jobs. zeit.de/aboform.html). Der „Zeit- Robot“ durchsucht täglich das Internet. Zur Zeit können etwa 1.900 Angebote abgerufen werden, auch die des Arbeitsamtes (http//www. arbeitsamt.de).

Die Bundesanstalt für Arbeit ist seit Januar 1997 im Rahmen einer Testphase mit acht Arbeitsämtern online erreichbar. „Der Test lief so erfolgreich, daß wir im nächsten Jahr alle Arbeitsämter anschließen werden“, sagt der Projektleiter für Arbeitsvermittlung im Internet, Franz-Joseph Hahn. Etwa 25.000 Nutzer durchforsten täglich 220.000 Stellenanzeigen der Arbeitsämter – Tendenz steigend. Bald sollen auch Bewerberangebote aufgenommen werden, die dann für die Arbeitgeber zur Verfügung stehen.

Fünfzigtausend internationale Jobangebote, Links zu Jobagenturen in den USA und einen „Job Newsgroup Search“ im weltweiten Newsnetz bietet das „Monster Board“ (http//www.monster.com). Viele Stellenmärkte konzentrieren ihr Angebot auf bestimmte Berufsgruppen. Technischer oder wirtschaftswissenschaftlicher Nachwuchs sollte regelmäßig bei „Jobware“ (http//www.jobware.de) vorbeischauen. Akademiker surfen am besten in „Net.Com Jobs“ (http//www.netcomjobs.com).

Manche Online- Stellenmärkte, beispielsweise „Jobs and Adverts“, sind über Links direkt mit den Homepages der Firmen verbunden, so daß man sich über den potentiellen neuen Arbeitgeber informieren kann. Begonnen hat diese Entwicklung damit, daß Universitäten in den Vereinigten Staaten ihre Homepages zur Bekanntmachung offener Stellen für Dozenten nutzten. Die Unternehmen folgten diesem Beispiel. Nicht selten verfügen deren Homepages auch in Deutschland über eine Rubrik mit offenen Stellen.

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