■ Mit Überdüngung auf du und du: Belastetes Wasser
Berlin (taz) – Hohe Nitratwerte im Grund- und im Trinkwasser sind schädlich für die Gesundheit; im schlimmsten Fall können die Abbauprodukte des Nitrats Krebs auslösen. Obwohl das Problem hinlänglich bekannt ist, hat sich kaum etwas am reichlichen Nitrateintrag in die Gewässer geändert. Der Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) fordert nun schärfere Düngevorgaben.
Anlaß für die Kritik an Landwirtschaft und Landwirtschaftsministerium waren Statements des Industrieverbandes Agrar: Der hatte die seit Anfang 1996 geltende Düngeverordnung als wirksames Instrument gegen zu hohe Nitratwerte gelobt. „Die Spielräume bei der Umsetzung der Verordnung vor Ort sind zu groß“, konterte der BGW. Tatsächlich dürfen die Landwirte zwanzig Prozent mehr Düngemittel auf die Äcker bringen als nach der EU-Nitratrichtlinie zulässig. Begründet wird diese üppige Zugabe mit „Ausbringungsverlusten“.
Unklarheiten bestünden auch, moniert der BGW, in einem anderen Bereich: Grundsätzlich verbietet die Düngeverordnung, Gülle auf tiefgefrorenem Boden auszubringen. Offen bleibt jedoch, ab welcher Frosttiefe das gilt. Gülle hat sehr hohe Nitratanteile und würde nach Ende der Frostperiode hochkonzentriert ins Erdreich und Grundwasser gelangen.
Der BGW fordert eindeutige Formulierungen im Verordnungstext. Seit Inkrafttreten der Verordnung habe sich die Nitratbelastung in Gewässern kaum verändert; sie sei weiterhin mehr als unbefriedigend. Die Reinigung nitratbelasteten Grundwassers kostet zwischen 50 Pfennig und einer Mark pro Kubikmeter.
Aber nicht nur in der Bundesrepublik hapert es bei der Umsetzung der EU-Nitrat- richtlinie. „Weder Dänemark noch die Niederlande, die in vielen Umweltbereichen vorbildhaft sind, stehen in diesem Fall besser da“, sagt Ulrich Oehmichen vom BGW. Hauptgrund: In beiden Ländern wird, ebenso wie in der Bundesrepublik, intensive Landwirtschaft betrieben. Gudrun Giese
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen