: Ein weiterer Schritt zur Bananenrepublik
■ betr.: Fußball im Pay-TV
Es mußte ja so kommen: Das böse, böse Pay-TV will uns, dem „kleinen Mann“, seinen Fußball wegnehmen. Es beginnt damit, daß Lars Ricken nur noch vor VIP-Logen spielen darf, und endet für den Fußballpöbel im verschlüsselten Flimmern und Rauschen des Bezahlfernsehens, ganz ohne „Rugi“ und „Wonti“. Aber man überläßt uns nicht kampflos diesem Schicksal. Schon formiert sich Die Front Der Guten – von Stoiber bis Thierse, von Beck bis Braun – und tritt ein für die Rechte der Decoderlosen. „Fußball-Krieg“ nennen's Bild und taz im seltenen Einvernehmen.
Aber ist das Ganze nicht doch ein Scheingefecht? Ein willkommener Anlaß für Politiker, um sich zu profilieren? Mein Tip fürs Jahr 2002: Klarer Sieg des Pay-TV; allein schon weil das Bezahlfernsehen bei den Sportübertragungen einen Fuß in die Tür bekommen muß, um für die Masse der Zuschauer attraktiver zu werden.
Es geht also nicht darum, das Unabwendbare abzuwenden, sondern das „Horrorszenario“ als Chance zu erkennen. Fußball kann nämlich wieder zum sozialen Ereignis werden, wenn der Fan auf Decoder pfeift und sich – wie heute im Falle Bundesliga vielerorts üblich – mit Gleichgesinnten in der Kneipe trifft, Berti Vogts verflucht, zum ersten Mal dem Nachbarn ins Gesicht sieht, sich gegenseitig auf den Füßen steht etc. Gut, oder? Auf jeden Fall ein weiterer Schritt hin zur Bananenrepublik Deutschland, nachdem im Sommer 2000 Käufer des wiederaufgelegten Wochenendtickets (12 Euro) erstmals das Dach einer überfüllten Regionalbahn besetzt haben und auf diese Weise von Lüdinghausen nach Dortmund gefahren sein werden. Hanns L. Sträuber, Berlin
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