: Nicht genügend Schüler für zwei Gymnasien
■ Das umfangreich sanierte Bölsche-Gymnasium in Köpenick soll geschlossen werden
Nach der umstrittenen Schließung des Eduard-Mandel-Gymnasiums in Prenzlauer Berg steht jetzt auch das renommierte Bölsche- Gymnasium in Köpenick auf der Streichliste. In einer emotionsgeladenen öffentlichen Anhörung durch den Kulturausschuß der Bezirksverordnetenversammlung am Donnerstag abend ließ Köpenicks Bildungsstadtrat Dirk Retzlaff (PDS) wenig Zweifel daran, daß die Schule in das nahe gelegene Gerhart-Hauptmann-Gymnasium integriert wird. Zwei Gymnasien im Ortsteil Friedrichshagen seien zuviel, sagte Retzlaff. Dem zu erwartenden Rückgang der Schülerzahlen müsse Rechnung getragen werden.
Die etwa 300 anwesenden Eltern, Schüler und Lehrer des erst 1991 unter Aufwendung von vier Millionen Mark sanierten und erweiterten traditionsreichen Gymnasiums reagierten empört. Die Zahlen des Bezirksamtes zur Bedarfsentwicklung an Gymnasialplätzen wichen erheblich von den Prognosen der allgemeinen Bevölkerungszunahme in Köpenick ab, argumentierten die Sprecher der Bölsche-Oberschule. Sie forderten vom Bezirk, bestehende Alternativen zur Schulschließung ernsthaft in den anstehenden Entscheidungsprozeß einzubeziehen. Ein zusammengelegtes „Mammutgymnasium“ mit knapp 1.200 Schülern könne unmöglich das bisherige Ausbildungsniveau garantieren.
Es werde bei der Entscheidung über die Schließung „keine Nacht- und Nebelaktion“ geben, versprach Retzlaff. Erst im Februar müsse endgültig entschieden werden. Grundproblem sei das Anmeldeverhalten der Eltern. Immer weniger Schüler würden in die fünf Gymnasien des Bezirks drängen. Den Schwachpunkt in seiner Argumentation offenbarte der Stadtrat dann aber selbst: Nach konkreten Zahlen befragt, räumte er ein, daß die Neuanmeldungen für das Bölsche-Gymnasium ganz gegen den von ihm beschriebenen Trend in diesem Jahr um 30 Prozent zugenommen haben. ADN
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