Da schmunzelt die „befreite“ Frau

■ betr.: „Das Hobby-Weib“ von Harry Nutt), taz vom 18.10. 97

Das 50er-Jahre-für-Frauen- Programm hieß ja bekanntlich „Kinder, Küche, Kirche“. Die Zeiten sind vorbei. Jetzt haben wir die lustige Lind, auf die reimt sich Kind. Ihr Programm heißt: „Kein Kondom beim Koitus, Karriere und konsequenterweise Kinderkacke.“

(„Bert“, sagte ich liebevoll zu meinem kackenden Buben, „bist du aufgeregt?“ Die Zauberfrau, S. 7) Untertitel: Und bin ich nicht schwanger (noch nicht!!), dann ist doch meine Katze (nieder-)trächtig! Die Botschaft für „pfiffige Frauen“ (keinesfalls schmähende Kritikerinnen): Pappi ist der Beste! Wir erinnern uns an die gleichnamige Vorabendserie aus der Kindheitsphase des deutschen TV...

Frauen mit Brigitte-Figur machen Brigitte-Sex, erzählt Harry Nutt über Hera-Lind-Literatur. (Wir lernen, auch davon kann frau Kinder kriegen!) Programm- und naturgemäß koitieren Schauspielerinnen und Sängerinnen mit Anwälten, Steuerberatern, Lektoren usw. usw. Und kriegen Kinder, wie die Göttermutter es nun mal so will. Da schmunzelt die „befreite Frau“.

Hera, so Harry Nutt, ist Gattin und Schwester des Zeus, wie aufregend. Ergänzen wir doch: in der griechischen Mythologie – und dank Lind jetzt auch im Hier – ist sie die „Beschützerin von Ehe und Geburt“ (ob prä- oder postfeministisch, ist nicht überliefert). Nebenbei ist sie bekannt für „unversöhnlichen Haß auf ihre Feinde“, wahrscheinlich gewürzt mit „Humor“ als „Basiskategorie“.

Nein, haben wir über den „schnarchenden und stinkenden Russen“ gelacht, diese humorige Basisrandfigur, die stinkt und schnarcht und stinkt und schnarcht. Auch über Achmed, den Syrer, den lustigen Hersteller von Kloreinigern, der seine unaufgearbeiteten Kindheitsprobleme dadurch kompensiert, daß er seine Kinder in Teppiche wickelt. (Die Zauberfrau, S. 52; 159) Und erst diese widerliche Prolofrau, die ihre ekligen Kinder so Scheiße behandelt, eine wahre Wiedereinführung des Humors und des Esprits in die deutsche Unterhaltungsliteratur!

Nein, kein Rassismus, das ist nichts Elitäres, nein, es ist das „Rundum-Sorglos-Paket“ derjenigen, die die „ganzen Mühen der Emanzipation nicht durchzumachen brauchte“ (Harry Nutt über Hera Lind), es ist „eine (...) Art Gnade der späten Geburt“ (Harry, ist hier „augenzwinkernde Ironie“?), und sie erzeugt – außer bei „greinelnden Literaturkritikerinnen“ – millionenfach gnadenloses „Schmunzeln“, besonders bei Alice Schwarzer.

Allseits „befreite Frauen“ scheinen aus der taz zu springen, ausgestattet mit „positiver Lebenseinstellung“, „optimistisch gesinnt“ und mit „postfeministischer Arglosigkeit“. Ihnen macht „mann“ so leicht nichts vor!“

Dafür, so „greinel“ ich jetzt mal, „trotz verordneter Heiterkeit“, ist Frau Lind zuständig, die Hera der zeitgenössischen Für-Frauen-Literatur.

Erinnern wir uns: Pappi in „Die Zauberfrau“ ist ein wahres Ekel und kotzt uns schon 'ne ganze Weile an. Mutti und Söhne planen fluchtartig einen Sonntagnachmittagsspaziergang, aber (nein, es kommt keine „Wand“) Pappi ist schneller und fordert seinen Sonntagsnachmittagskoitus. Mammi ist „pfiffig“ (wir erinnern uns an die taz) und macht für Pappi die Beine breit, wahrscheinlich in guter Hoffnung auf die Gnade einer späteren Geburt. (S. 107)

In einem muß ich Harry und Hera recht geben: Mit Karriere haben viele Frauen wirklich kein Problem mehr und auch nicht mit „Benachteiligung“ – wie schön formuliert – am Arbeitsplatz. Wer keinen hat, kann „am“ auch nicht beschissen werden. Wie gut, daß es sooo lustige Literatur gibt, da kommt keine Langeweile auf!

Und schnell noch erwähnt: unser aller Mutter-Göttin, Hera Lind, sorgt ganz nebenbei noch für die „jungen Nachwuchsautoren“, spielt sie doch die nötige Kohle beim Fischer-Verlag ein. Darauf reimt sich, na isses nicht fein! Anne Friedrich, Bochum