Kirche verurteilt Sextourismus

■ Der scheidende Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche, Bischof Klaus Engelhardt, plädiert für Verschlankung der Kirche

Berlin (taz) – Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat gestern auf ihrer Synodentagung in Wetzlar die sexuelle Ausbeutung von Kindern im Ausland scharf verurteilt. Sextouristen seien vorwiegend Männer, die die soziale Not in Entwicklungsländern ausnutzen würden. Zudem kritisierte die EKD kinderpornographisches Material. Um deren Verbreitung zu stoppen, müßten Internet-Experten und Menschenrechtler besser zusammenarbeiten.

Im Mittelpunkt der Synodentagung standen weiterhin die sinkenden Steuereinnahmen der EKD. Erwartet wird, daß die Steuern 1998 und 1999 in Westdeutschland um bis zu zehn Prozent und im Osten sogar um noch mehr sinken werden, erklärte EKD-Sprecher Thomas Krüger. Die Folge davon sei, daß die Kirche Wohlfahrtsverbände und verschiedene Hilfsprojekte immer weniger unterstützen könne. Der scheidende Ratsvorsitzende, Bischof Klaus Engelhardt, schlug vor, die Kirche insgesamt zu verschlanken. Einzelne Ämter könnten zentral verwaltet werden.

Nach Angaben von Eberhard Hitzler, Sprecher der Zentralstelle für Entwicklungshilfe (EZE), sind besonders Entwicklungshilfeprojekte gefährdet. Die EZE bekomme schon heute weniger als die von den Landeskirchen zugesagten 100 Millionen Mark im Jahr. „In den kommenden drei Jahren sollen die Mittel um bis zu 30 Prozent gekürzt werden“, sagte Hitzler. Das Personal müsse verringert, weniger Projekte könnten geplant werden. Von Kürzungen könnten nach Auskunft von EKD- Sprecher Krüger auch kirchliche Einrichtungen wie die Aktion Sühnezeichen, die junge Deutsche zu Friedensdiensten ins Ausland schickt, betroffen sein.

Die Wahl des neuen Ratsvorsitzenden war bei Redaktionsschluß noch nicht beendet. Die besten Chancen für die Nachfolge des nicht mehr kandidierenden Bischofs Klaus Engelhardt wurden dem Landesbischof von Berlin- Brandenburg, Wolfgang Huber, eingeräumt. Ulf Laessing