■ Soundcheck
: Lullaby For The Working Class

Gehört: Lullaby For The Working Class. Wenn sich John Boy und Mary-Anne gute Nacht sagen, fangen die erst an zu musizieren. Lullaby For The Working Class spielen ihre Songs mit der gebremsten Geschwindigkeit, mit der bei Die Waltons am Ende immer das Licht ausgeknipst wird. Um das Ganze so bettdeckenwarm klingen zu lassen wie auf ihren zwei hervorragenden Alben, haben sich Mike Miggis und Ted Stevens denn auch noch einen Haufen junger Freunde aus ihrem Heimatkaff Lincoln, Nebraska ins Knust mitgebracht.

Während die beiden Bandleader versunken auf ihren Hockern sitzen, turnen die Begleitmusiker im Instrumentenpark herum. Sie wechseln von der Trompete ans Glockenspiel, von der Ukulele an die Melodica und so weiter und so fort. Ein gedämpftes Gewiesel ist das. Am schönsten sind natürlich die kurzen Momente, in denen der Trompeter, der irgendjemandes kleiner Bruder sein dürfte, seine Auftritte hat und feierlich seine Fanfaren ins Knust bläst. Lullaby For The Working Class sind verdammt ernste junge Menschen, und deshalb covert Ted Stevens auf Drängen des Publikums solo ganz zum Schluß noch ein Stück von Codeine.

Dann ist es aber auch wirklich an der Zeit, gute Nacht zu sagen.

Christian Buß/ Foto: jms