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Mini-Ergebnis beendet Streik

Frankreichs größte Fahrergewerkschaft unterzeichnet Kompromiß und hebt den Streik auf. Im Anschluß bauten die Lkw-Fahrer die ersten Barrikaden ab  ■ Aus Paris Dorothea Hahn

Nicht einmal schwarzarbeitende Putzfrauen in Paris verdienen heute sowenig, wie die französischen Fuhrunternehmer als Stundenlohn im Jahr 2000 anbieten: 50 Franc – umgerechnet 15 Mark. Brutto. Aber die Lkw-Fahrer haben sich damit abgefunden. Bei der Abstimmung an den Straßensperren zeichnete sich schon nachmittags eine Mehrheit für den Kompromiß ab, der dann am Abend unterzeichnet wurde.

Die sozialdemokratische CFDT, mitgliederstärkste Gewerkschaft der schwachorganisierten Branche, hatte ihre gesamte Kraft in die Waagschale geworfen, um den Kompromiß durchzupauken. Ihre Ankündigung, den Kompromiß notfalls auch gegen den Willen der anderen Gewerkschaften zu unterzeichnen, machte sie Freitag abend wahr. Ihre Vertreter nannten das Ergebnis „zufriedenstellend“ und weitergehende Forderungen „unrealistisch“. CFDT- Generalsekretärin Nicole Notat erklärte, eine Verlängerung des Streiks sei „das Risiko, alles zu verlieren“.

Die Vertreter der beiden anderen starken Gewerkschaften der Branche, die kommunistennahe CGT und die FO, waren enttäuscht aus der Verhandlungsrunde gekommen. Sie hatten den für Anfang des nächsten Jahrtausends angebotenen Monatslohn von 10.000 Franc brutto (3.000 Mark) für 200 Arbeitsstunden für sofort gefordert. Außerdem hatten sie verlangt, daß eine bereits am Ende des vorausgegangenen Lkw- Fahrer-Streiks im November 1996 ausgehandelte Prämie von 3.000 Franc (900 Mark), die nur vereinzelte Patrons gezahlt haben, jetzt endlich verbindlich wird. CFDT- Unterhändler Claude Debons kommentierte diese Forderung mit dem Satz: „Dann würden die Patrons nackt vor uns stehen.“ An den über 129 Lkw-Sperren in ganz Frankreich war die Stimmung gestern wenig euphorisch. Die meisten Streikenden hatten mehr erwartet. Selbst CFDT-Mitglieder sprachen von „Verarschung“, einzelne drohten, ihre Mitgliedskarten zu verbrennen. Bis Redaktionsschluß rechnete man mit 60 Prozent Zustimmung für den Kompromiß.

Damit ist ein bitteres Streikende zu erwarten, wie schon im Vorjahr. „Wenn die CFDT-Mitglieder die Barrikaden verlassen, müssen wir auch gehen“, signalisierte bereits am frühen Nachmittag resigniert die FO-Führung, die eigentlich gegen den Kompromiß ist.

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