: Gerangel um den großen Stahlboß
■ Krupp und Thyssen sind sich noch nicht einig über den wichtigsten Posten. Deutscher Kartellamtschef sieht bei der Fusion wenig Probleme
Frankfurt/Main (AP) – Seit Dienstag ist sie endgültig verkündet, die Fusion der Stahlkonzerne Thyssen und Krupp-Hoesch. Doch wer der gemeinsame Boß werden soll, ist noch umstritten. Als neuen Vorstandsvorsitzenden favorisieren laut Spiegel der Thyssen-Aufsichtsratsvorsitzende Heinz Kriwet und der Ehrenvorsitzende Günter Vogelsang ihren Chefmanager Dieter Vogel. Bertold Beitz, der Vorsitzende der Krupp-Stiftung, und Mehdi Navab, der Vertreter des Krupp-Großaktionärs Iran, dagegen hielten an Krupp- Vorstandschef Gerhard Cromme fest.
Focus berichtete, Cromme habe nach Ansicht von Branchenkennern die besten Aussichten auf den Posten. Vogel droht nach wie vor eine Anklage der Staatsanwaltschaft Berlin wegen Veruntreuung von 73 Millionen Mark bei der Abwicklung des DDR-Betriebs Metallurgiehandel. Laut Welt am Sonntag wird das Düsseldorfer Gebäude von Thyssen zur Managementzentrale des neuen Konzerns, die Heimat von Krupp in Essen zum juristischen Sitz.
Die angekündigte Fusion ist wegen ihrer Größe vermutlich ein Fall für die EU-Wettbewerbsbehörde, sagte der Präsident des Berliner Bundeskartellamts, Dieter Wolf, der Frankfurter Rundschau. Wolf meinte, problematisch könnte seiner Ansicht nach am ehesten die Fusion spezieller Produktionszweige werden. Brüssel werde zwar auf bestimmten Änderungen bestehen, aber „alles in allem sehe ich nicht, daß die rote Lampe leuchtet“.
Mit der angekündigten Totalfusion rückt Thyssen-Krupp auf Platz fünf der deutschen Unternehmensrangliste vor: 1996 kamen beide Konzerne zusammen auf gut 180.000 Beschäftigte und rund 63 Milliarden Mark Umsatz. Damit hat der neue Riese an der Ruhr die Größe der Deutschen Telekom erreicht. Vor ihnen liegen nur noch Veba (68 Milliarden Umsatz), Siemens (94 Milliarden), VW (100 Milliarden) und Daimler-Benz (106 Milliarden).
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen