: Grüne finden Grohn jetzt ganz gut
■ Bedingungen: Hochschulgesamtplan und Geld aus Bonn
Bei den Grünen zeichnet sich ein vorsichtiger Stimmungswechsel ab: Inzwischen will die Hälfte der 14 Bürgerschafts-Abgeordneten einen Umzug der Hochschule von der Neustadt nach Grohn genauer prüfen. Bisher standen die Grünen den Umzugsplänen nach Bremen-Nord eher skeptisch gegenüber. Die neue Zustimmung wird allerdings an wissenschafts- und finanzpolitische Bedingungen geknüpft.
Auf der Fraktionssitzung der Grünen am Montag waren sieben Abgeordnete dafür, neu über den Umzug nachzudenken. „Ich sehe das nicht als Stimmungsumschwung“, sagte Hermann Kuhn, wissenschaftspolitischer Sprecher der Fraktion. „Die Idee eines Hochschulstandortes Grohn hat eine große Faszination. Wir haben noch nicht ja oder nein gesagt.“
Die Grünen fordern jetzt, daß der Senat so schnell wie möglich einen neuen „Hochschulgesamtplan“vorlegt, der Perspektiven für alle Hochschulen des Landes aufzeigen soll. Damit sollte eine Grundsatzdebatt um den Hochschulstandort Bremen angezettelt werden. Spätestens im Frühjahr wollen die Grünen den Plan sehen, von dem sie sich Klarheit über die Prioritätensetzung und finanziellen Möglichkeiten des Senats erhoffen. „Die Konkurrenz zwischen den Hochschulen hat sich durch die Umzugsdebatte verfestigt. Das muß aufgelöst werden“, findet Kuhn.
Das Bremer Hochschulgesetz fordert alle vier Jahre die Vorlage eines solchen Hochschulgesamtplans. Doch ein Entwurf vom Frühjahr 1996 wurde nicht weiter ausgearbeitet, nachdem die Umzugspläne nach Grohn konkreter wurden. „Der Plan liegt auf Eis, bis eine Entscheidung für oder gegen den Umzug nach Grohn gefallen ist“, sagt Erika Huxhold, Sprecherin von Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD). Für eine Entscheidung bedürfe es einerseits der Formulierung des politischen Willens, andererseits, müßten konkret Haushaltsmittel für den Umzug locker gemacht werden. Über den Bremer Haushalt wird im Dezember entschieden.
Eine weitere Forderung der Grünen, ohne die der Umzug der Hochschule auf das Kasernengelände in Bremen-Nord nicht zu machen sei: Bundesmittel müssen fließen. Doch ob die genehmigt werden, ist alles andere als sicher. Während alle auf eine Entscheidung zu Grohn warten, ist nach Ansicht Kuhns der laufende Betrieb der Hochschulen kaum noch gesichert. Die Grünen befürchten, daß die Koalition sich in Schattenhaushalte flüchten wird.
cd
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