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Antworten auf Letzte Fragen

Wofür ist an meinem Schweizermesser das spitze Ding mit dem Loch neben dem Korkenzieher? (1.11. 97)

Das ist natürlich keine Ahle, die hat nämlich kein Loch! Das Ding mit dem Loch ist eine Sacknadel und dient dazu, provisorische Nähte anzufertigen.Markus Licht, Hagen

Das Gerät ist ein sogenannter Schließfach-Luegär: Bis in die späten siebziger Jahre waren alle Schweizer Bankschließfachschlüssel nach SNI (Suisse norme industriélle) so genormt, daß diese auf den Schließfach-Luegär aufgesteckt werden und somit die Schließfächer geöffnet werden konnten. Mit dem Aufkommen elektronisch abschließbarer Schließfächer erübrigte sich zwar das Instrument, weil aber der Luegär im Testament des Schweizer- Messer-Fabrikanten Ruedi Grueningen als integraler Bestandteil des Offiziersmessers festgeschrieben war, mußte es nach seinem Tod 1982 beibehalten werden. Seitdem behauptet die Marketingabteilung der größten Offiziersmesserfabrik im Wallis, der Luegär diene zum Entfernen von Angelhaken.Christian Thiele, Berlin

Die Antwort bietet ein Blick auf den Speisezettel des Schweizer Trachtenvereins im Feld: Zu dessen Frühstück gehört eine Portion Milchkaffee, angerührt aus Wasser, Pulverkaffee und Kondensmilch aus einer kleinen Konservendose. In deren Deckel werden mit der Ahle zwei Löcher gebohrt: Aus einem kommt der weiße Saft raus, durchs zweite fließt Luft in die Dose zurück. Wozu aber das (erst in jüngerer Zeit angebrachte) Loch in der Ahle? Vermutlich ist es – wie die Löcher im Käse – einfach Teil der Corporate identity.Daniel Burckhardt, Berlin

Es handelt sich dabei um ein Instrument für den Fischfang in Fließgewässern: In das Auge des aufgestellten Dornes wird eine gebräuchliche Ein-Millimeter-Angelschnur eingefädelt und mittels Kreuzknoten fixiert. Die Schnur wird sodann durch den benachbarten, ebenfalls aufgestellten Korkenzieher zum Haken mit Köder geführt. Beißt der Fisch, wird die Schnur mit Auf-und-Ab-Bewegungen des Korkenziehers rasch an Land gehebelt. Der Korpus des Schweizermessers dient hierbei als T-förmiger entwindungssicherer Griff – ein entscheidender Vorteil gegenüber konventionellen Kompaktangeln.Frank Schnieder, Sportangler, Osnabrück

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Warum ist das Böse interessanter als das Gute? (25.10. 97)

Das Böse, nun, es ist zugleich das Ominöse./ Wird es entdeckt, entsteht Getöse, daß sich da jemand löse/ von den Regeln aller Guten, die sich darauf spornstreichs sputen/ den Nicht-immer-wirklich- Guten ihre Ruten zuzumuten.Frank Schröter, Göttingen

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Warum tropfen Teekannen (immer noch)? (8.11. 97)

Jährlich geben Teekannenhersteller Millionen dafür aus, tropfende Kannen herzustellen, um den geneigten Teetrinker daran zu erinnern, daß (im Gegensatz zu Kaffee) während des Teetrinkens seine gesamte Aufmerksamkeit dem Getränk gehören sollte.Sven-S. Porst

Teekannen tropfen (meistens) aufgrund des gleichen Effektes, der Flugzeuge am Himmel hält (meistens): Die Teeströmung folgt der Rundung des Ausgusses genauso wie die Luftströmung der Wölbung der Tragfläche. Antitropfmaßnahmen bestehen also darin, einen Strömungsabriß herbeizuführen. Strömungsmechanisch bekommt man das durch eine scharfkantige Öffnung hin. Weniger elegant, aber dafür an der eigenen Lieblingskanne durchführbar, ist es, unter der Mündung einen Fettfilm aufzubringen. Habe das mit mäßigem Erfolg mit Butter ausprobiert, Vaseline soll besser sein.Bernd Benker, Clausthal-Zellerfeld

Teekannen tropfen, weil kürzlich nach langjährigen Verhandlungen ein Geheimabkommen zwischen der hochgradig monopolisierten Teekannentropfenfängerindustrie und Vertretern der Teekannenproduzenten erneuert worden ist, dem entsprechend der Standard der (immer noch) tropfenden Teekanne zum beiderseitigen Nutzen zu erhalten sei. (Diesen wichtigen Hinweis verdanke ich Julia Heigel.)Leo Kauter

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Was ist ein schöner Fuß?

Schön ist, wenn ein Fuß nicht stinkt.Roger Kuehn

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Weshalb grüßen uns fremde Leute beim Spaziergang in Wald, Feld und Flur mit „Guten Tag“, in der Stadt aber nicht? (8.11. 97)

Längst hat uns Nadja Klinger die ultimative Antwort gegeben, als sie uns in ihrem Buch „Ich ziehe einen Kreis“ die materialistische Frage nach dem Widerspruch zwischen Stadt und Land, ganz unmaterialistisch und dafür um so überzeugender, weil aus der eigenen Anschauung, folgendermaßen endgültig auf den Punkt brachte: In der Stadt muß man dazugehören, um sich sicher zu fühlen, auf dem Land muß man einen Zaun bauen, um sich sicher zu fühlen. Und jetzt brauchen wir nur noch zusammenzuzählen:

Was macht der Landmensch, wenn er sich außerhalb seines Gehweges begibt? Er fürchtet sich. Er begegnet einem Fremden. Seine Sicherheit ist dahin. Folglich muß er sie wiederherstellen, und da grüßt er eben sozusagen versuchsweise einmal. Meistens geht es gut. Und das erfahren dann auch die Städter, die ja, wenn sie aufs Land kommen, keinen Zaun bei sich haben und nicht dazugehören und es folglich versuchsweise so machen wie die Landleute. Und auch das geht meistens gut.

Was aber dem Stadtmenschen widerfährt, wenn er in der Stadt sein Haus verläßt, ist viel komplizierter, weil ja die Stadt überhaupt viel komplizierter ist. Entweder, er gehört dazu, dann fühlt er sich sicher und braucht mit niemandem zu reden, weil er ja ohnehin dazugehört und folglich stumm wie ein Fisch im Wasser schwimmt. Oder aber, er gehört nicht dazu, dann fühlt er sich unsicher, und alles ist schrecklich schwierig, weil die Menschen, zu denen er nicht gehört, sind so viele, daß es sich gar nicht lohnt, einen Versuch zu machen, dazuzugehören, und alles wird grau, und so schwinden ihm der Unterschied zwischen Morgen und Abend in der grauen Masse, ja, und dann kann er ohnehin nicht grüßen, weil er nicht weiß, ob Guten Morgen oder Guten Abend das Richtige wäre, und wenn er es dann falsch machen würde, würde er ja noch deutlicher zeigen, daß er gar nicht dazugehört...Marie-Luise Knott, Berlin

Für das „Guten Tag“-Sagen in Wald, Feld und Flur gibt es zwei Erklärungsmodelle: Begegnet man auf einem einsamen Weg einem Fremden, wirft man ihm ein frisches „Guten Tag“ entgegen, um ihm zu zeigen, daß man keine Angst vor ihm hat, und macht sich eiligen Schrittes davon (es könnte sich ja schließlich um einen lang gesuchten Serienmörder handeln). Oder aber man genießt die unberührte Natur und empfindet jeden dahergelaufenen Zeitgenossen als Eindringling und Ruhestörer, den man am liebsten zum Teufel schicken würde. Einem kultivierten Menschen ist das natürlich versagt, so bleibt nur das knappe „Guten Tag!“, das früher auch dazu benutzt wurde, unliebsamen Gästen die Tür zu weisen.Thomas Kollande-Emigholz

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