: Konzepte aus dem PC
■ Innenarchitektur am Computer ist oft nur eine nette Spielerei / Profi-Gerät ist teuer
Es sollte das Traumhaus werden. Durchgestylt vom Keller bis zum Kaffeelöffel, hatten sie ihrem Architekten gegenüber anklingen lassen. Doch nach dem Rohbau war das Geld fast alle. So saßen ihre Gäste bei der Einweihungsparty Rotwein schlürfend auf, vor und zwischen netten Allerweltsmöbeln aus dem nahegelegenen Einrichtungshaus. Immerhin waren sie trotzdem guter Laune. Bis auf den Architekten vermutlich.
„Nur vom Innenausbau“, sagt Architekt Uwe Völcker, „kann heutzutage in unserer Branche keiner mehr leben.“Selbst Designer hätten immer seltener Gelegenheit, Gegenstäde abgestimmt auf spezielle Räume zu entwickeln.
Die Zahl der Bauherrn, so Völcker, die von sich aus erkennen, daß ein Foyer die Handschrift eines Architekten vertrage, sei in den letzten Jahren enorm zurückgegangen. Im privaten Bereich leisten sich nur wenige den Luxus. Zu wenig Geld, zu wenig Anbieter, die kaum, daß ein Gebäude halb hochgewachsen ist, für alles „eine günstige Paketlösung“parat haben.
Und gibt es womöglich bald sogar Innenarchitektur am Computer für jedermann? Stirbt der Beruf am Ende sogar aus? Da hat Völcker keine Bedenken. Aber am PC nur Möbel hin- und herzuschieben, wie das in Laienzeitschriften a la Schöner wohnen angepriesen werde, sei nichts als Spielerei. „Das ist großer Humbug. Da kann man genauso gut Millimeter-Papier ausschneiden und hin- und herschieben.“Auch der Blick auf die schöne Ledercouch, den der Kunde beispielsweise bei Hüttlers Welt am Computer werfen darf, habe mit Innenarchitektur am PC wenig zu tun.
„Aber ein Haus in seiner Gesamtheit zu erfassen, ist tatsächlich nur komplex am Computer möglich. Zig Zeichnungen reichen da nicht. Dazu kann ich auf CD-ROM von allerlei Herstellern zum Beispiel Möbel nehmen und weiß auf den Zentimeter genau – wo läuft ein Wasserrohr, wo sitzt eine Steckdose, welche Muster könnten die Fliesen einmal haben. Das kommt meinen Vorstellungen vom Innenausbau dann sehr nahe.“
Natürlich, so Völcker, gebe es mittlerweile Software, die eine Wohnung oder ein Haus so visualisieren konnen, daß man das Gefühl hat, vor Ort zu sein. Für Völcker mehr ein hübscher Werbegag. Zumal dadurch ein Architekt nicht automatisch die Ideen habe. Und selbst ein Video garantiert letztlich nicht, daß die Vorstellungen des Architekten auf der Baustelle oder in der Wohnung genau umgesetzt werden.
Zudem sind solche Computersimulationen sehr teuer. „Deshalb lohnt sich für Architekten oft nicht, die Programme anzuschaffen“, so Völcker. Allerdings: Arbeiten am Computer, mit Computer Aided Design (CAD), ist imagebildend. „Wer heute ausschließlich per Hand zeichnet, ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit“, sagt Völcker, „auch wenn kleinere Aufgaben schneller mit der Hand als am PC zu bewerkstelligen sind. “K.S.
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