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Flut in Somalia fordert weit über tausend Tote

■ Wetterprognose: Noch zehn Tage Regen. Flüsse steigen weiter, Ernte ist vernichtet

Berlin/Nairobi (taz/AP) – Die Zahl der Opfer der schweren Flutkatastrophe im Süden Somalias steigt immer weiter. Während aus UN-Kreisen am Wochenende über 1.000 bestätigte Tote gemeldet wurden, sprachen andere Hilfsorganisationen von mindestens 2.000. Jede Zahl unter 2.000 sei „konservativ“, meinte David Neff, Somalia-Direktor der Hilfsorganisation Care. 210.000 Menschen haben bereits ihre Heimat verloren. Dörfer, Straßen und Brücken werden von den Fluten weggespült, während Somalias zwei Flüsse aufgrund des vor allem im äthiopischen Hochland anhaltenden Regens weiter ansteigen. Den Wetterprognosen zufolge ist in Äthiopien mit noch mindestens zehn Regentagen zu rechnen, so daß keine Entspannung zu erwarten ist.

Nach dem Juba-Fluß im Süden Somalias war am Freitag auch der etwas weiter nördlich fließende Shebelle-Fluß, Somalias zweiter natürlicher Wasserweg, über die Ufer getreten. Er überspülte die Stadt Giobar 95 Kilometer nördlich der somalischen Hauptstadt Mogadischu. In Belet Huen, wo einst im Rahmen der UN-Militärintervention deutsche Soldaten stationiert waren, steht inzwischen der Flughafen unter Wasser, 20.000 Menschen in der Stadt sind obdachlos.

Das am schlimmsten betroffene Gebiet um den Juba-Fluß versinkt derweil weiter in den Fluten. Sämtliche Bewohner der Stadt El Waq an der Grenze zu Kenia mußten die Flucht ergreifen, nachdem auch hier das Wasser sprunghaft anstieg. 125 Menschen wurden hier von den Fluten überrascht und ertranken. Allein in der Nacht zum Freitag stieg der Wasserpegel des Juba-Flusses um zwei Meter. Der Fluß ist an einigen Stellen mittlerweile dreizehn Kilometer breit. Nun wird befürchtet, daß sich die Juba- und Shebelle-Flüsse zu einem riesigen Inlandssee vereinigen könnten.

Hilfsorganisationen warnen, daß die Region nun vor einer langfristigen humanitären Katastrophe steht. „Somalia hatte eben seine beste Sorghumernte in Jahren eingefahren“, sagte Anne Mulcahy von der britischen Hilfsorganisation Save the Children. „Die Flut hat alles ruiniert.“ 60.000 Hektar somalisches Ackerland stehen unter Wasser; das Juba-Flußtal gilt als Kornkammer Somalias. Auch ein Großteil der Viehherden der Gegend ist ertrunken. D.J.

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