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Meilenstein auf kurzer Bahn

Short Track, die dynamische Variante des Eisschnellaufens, wird langsam auch in Deutschland salonfähig. Erstmals dürfen Läuferinnen zu den Olympischen Spielen  ■ Von Matthias Opatz

Dresden (taz) – Souverän gewann Yvonne Busch am Wochenende beim Deutschland-Cup im Short Track die Rennen über 500, 1.000 und 1.500 Meter. Erheblich wichtiger für die 19jährige war jedoch ein Wettbewerb, der sich eine Woche zuvor in den Niederlanden abgespielt hatte: die Qualifikation für die Olympischen Winterspiele 1998 in Nagano. In Den Haag wurde die Eisschnelläuferin vom ESC Dresden 19. und erreichte so den für die Olympiateilnahme notwendigen Platz unter den 20 besten Short-Track-Läuferinnen der Welt. Qualifiziert hatte sich auch die 3.000m-Staffel der Frauen, und Günter Schumacher, Sportdirektor der Deutschen Eisschnellauf- Gesellschaft (DESG), sprach von einem „Meilenstein in der Geschichte der Sportart in Deutschland“. Insider sind ohnehin überzeugt: Short Track wird den klassischen Rennen auf der 400-Meter- Bahn über kurz oder lang den Rang ablaufen.

Genaugenommen ist Short Track eine ganz andere Sportart. Denn außer, daß es auf Schlittschuhen um die Wette geht, gibt es kaum Gemeinsamkeiten. Die kleinere Bahn mit den engen Kurvenradien – ein auf jedem Eishockeyfeld Platz findendes 111-Meter- Oval – erfordert andere Ausrüstung (z.B. kürzere Kufen) und Lauftechnik. Markenzeichen der Short Tracker: die in der Innenkurve aufgesetzte Hand. Der entscheidende Unterschied ist aber: Die Eisflitzer laufen nicht gegen die Uhr, sondern unmittelbar gegen ihre Konkurrenten. Im K.o- System geht es von Runde zu Runde, über ein Weiterkommen entscheidet neben Schnelligkeit vor allem taktisches Geschick. Das bedeutet enorme Attraktivität für den Zuschauer, der, anders als auf der Langbahn, über Sieg und Niederlage sofort im Bilde ist.

Deutsche Zuschauer hatten allerdings bislang kaum Gelegenheit, Short Tracker in Aktion zu erleben. Bei den letzten beiden Winterspielen, wo Short Track zum absoluten Publikumsrenner avancierte, waren die Rennen, zu denen das deutsche NOK keine Teilnehmer entsandt hatte, im Fernsehen bestenfalls für eine Kurzzusammenfassung gut. Als es in Den Haag um die Startberechtigung für Nagano ging, kein anderes Bild: Dem übertragenden niederländischen Sender lag keine Anfrage einer deutschen TV-Anstalt vor. „Wenn ich dann noch höre, daß die ,Sportschau‘ am Samstag nicht einmal gemeldet hat, daß sich Yvonne Kunze qualifiziert hat, geht mir der Hut hoch!“ schimpft die Erfurter Short Trackerin Susanne Busch.

Die 27jährige Thüringerin ist ein lebendes Kapitel deutscher Short-Track-Geschichte. Denn Susanne Busch hätte, nach den Qualifikationskriterien des Weltverbandes ISU, 1992 in Albertville und 1994 in Lillehammer starten dürfen. Das NOK meldete sie jedoch nicht.

Diesmal kann das NOK wohl nicht mehr zurück, denn die deutschen Frauen haben nicht nur die ISU-, sondern auch die NOK-Kriterien erfüllt. Yvonne Kunze erlief das Nagano-Ticket für drei deutsche Einzelstarterinnen, und so kommt Susanne Busch doch noch zu ihrer olympischen Erfahrung. Die Erfurterin ist nicht nur erste Wahl für die Staffel, sondern hat noch die Chance auf einen Einzelstart. „So richtig glaube ich es aber erst, wenn das Flugzeug nach Nagano abhebt und ich drinsitze“, sagt Busch.

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