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Vom Rolls-Royce überfahren

■ Die Kieler Werft HDW soll den schwimmenden Luxus-Palast „The World of ResidenSea“für Multi-Millionäre bauen

Mit Luxus auf dem richtigen Dampfer. Mit einem am Montag unterzeichneten Vorvertrag über den Bau des 850 Millionen Mark teuren Edel-Wohnschiffs „The World of ResidenSea“hat die Kieler Werft HDW ihren bisher größten Einzelauftrag in der Handelsschiffahrt an Land gezogen. HDW (Jahresumsatz 1,3 Milliarden Mark, gut 3000 Beschäftigte) baut auch das Luxus-Kreuzfahrtschiff „Deutschland“und ist außerdem mit Container- und mit Marineschiffen gut im Geschäft.

Auf dem 292 Meter langen Schiff soll es 250 Eigentumswohnungen und 182 Gästesuiten geben. Daneben ist an Bord der weltweit ersten schwimmenden Luxus-Wohnanlage alles geplant, was das Millionärsherz begehrt: Restaurants, Bars, Kino, Spielcasino und Kurbad fehlen ebensowenig wie ein Business-Center, eine Tennisanlage und Römische Bäder.

Neben einem zugelassenen Wertpapiermakler werden sich fast 500 Offiziere, Seeleute, Stewards und weiteres Hilfspersonal um das leibliche und finanzielle Wohl der begüterten Bewohner kümmern. Durch Verkäufe wurden bereits 65 Millionen Dollar aufgebracht; für weitere 55 Millionen Dollar liegen Reservierungen vor. Wenn 100 Millionen Dollar geflossen sind, soll der Bauvertrag, voraussichtlich im Januar, unter Dach und Fach gebracht werden. Insgesamt wird ein Erlös von schlappen 550 Millionen Dollar erwartet.

Von den Bewohnern des schwimmenden Palasts wird rund die Hälfte aus den USA stammen, 35 bis 40 Prozent aus Europa. Das Schiff soll die ganze Welt umfahren, 250 Tage im Jahr in Häfen liegen und diese zu besonderen Höhepunkten anlaufen: So stehen die Olympischen Spiele in Sydney, das Filmfestival in Cannes, der Formel 1-Grand-Prix in Monaco oder der America's Cup der Segler im neuseeländischen Auckland auf dem Programm.

Das Wohnschiff der S-Klasse, das in der zweiten Hälfte des Jahres 2000 ausgeliefert werden soll, ist ein Projekt des Osloer Reeders Knut Kloster jr. Mehr als ein Jahr hat der 43jährige in allervornehmsten Hotels in New York, Miami, Paris, auf den Bahamas und auch in Hamburg Millionäre umworben, damit sie eines der 250 Luxus-Appartments auf der „World ResidenSea“zum Schnäppchen-Preis von 1,2 bis 4,3 Millionen Dollar kaufen.

Während der Chef persönlich vor seinen betuchten Gästen Dia-Vorträge hielt, zeigte sich sein Marketingchef Haakon Skaarer beeindruckt von so viel versammeltem Reichtum: „Nirgends auf der Welt kann man so leicht von einem Rolls-Royce überfahren werden wie vor unseren Treffen.“ lno/mac

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