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Gute Mienen – wenig Publikum

■ Gala in Wiesbaden zur Ächtung der Landminen im halbvollen Saal

Frankfurt/M. (taz) – Der Rahmen war prunkvoll im Saal des Wiesbadener Kurhauses, die Gala zu Ehren der diesjährigen Friedensnobelpreisträger trotzdem spärlich besucht. Oder gerade deswegen. Die Benefizveranstaltung von Medico international zugunsten der „Internationalen Kampagne zur Ächtung von Landminen“ am Montag abend nahm sich seltsam aus unter Kristallüstern und heroischen Deckengemälden.

Auf der Galerie hatten Künstler ein tanzendes Paar installiert, das die Prothesen langsam synchron bewegte. Schautafeln informierten über Produzenten, Bauweise und Wirkung der heimtückischen Waffen. Ein „Angolanisches Roulette“ klackerte, ohne Croupiers. Das Publikum spielte mit an der Drehscheibe, die in Schulen vor Ort eingesetzt wird, um Kindern die Unterscheidung zwischen gefährlichen Granaten und eßbaren Feldfrüchten zu lehren. Und es applaudierte Ministerpräsident Hans Eichel, der in seiner Eröffnungsrede eine „eindringliche Mahnung“ an die USA richtete, sich dem Osloer Abkommen gegen die Landminen anzuschließen: „Eine Mine, die einen Menschen in Angola zerreißt, verletzt immer auch das Recht, das der Menschheit insgesamt zukommt.“ Der Kabarettist Rainer Wolf spielte die unglückliche Liebe der intelligenten Landmine Hermine zu Verteidigungsminister Rühe, die Berliner Compagnie las Texte gegen die Herstellung von Kriegswaffen.

Daß das Publikum lange vor Mitternacht abwanderte, wurde nur verhalten übelgenommen. „Vielleicht“, vermutete eine Medico-Sprecherin vorsichtig, „war das Ambiente doch nicht ganz das richtige für das Thema.“ Heide Platen

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