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Irak nimmt US-Angriff in Kauf

■ Saddam Husseins Paläste sind für UN-Inspekteure weiterhin tabu. US-Regierung droht mit Angriffen, die mehr sind als "Nadelstiche". Frankreich will Irak mehr Ölexporte erlauben

Bagdad (rtr) – Iraks Staatsführung will UNO-Kontrollen der Palastanlagen von Präsident Saddam Hussein auch um den Preis einer militärischen Konfrontation verhindern. Außenminister Mohammed Said al-Sahaf erklärte gestern, eine Kontrolle der Anlagen käme einer Kriegserklärung gleich. Neue Inspektionen verdächtiger Anlagen durch die UNO verliefen gestern jedoch ohne Behinderungen.

Sahaf sagte in einem Interview des US-Senders NBC, sollten UNO-Inspekteure es wagen, in eine der Residenzen Saddams vorzudringen, würden sie aus dem Land geworfen, selbst wenn dies Bombenangriffe der USA nach sich ziehe. Auch die staatlichen Medien verschärften den Ton erneut. Ein Kommentator der Regierungszeitung al-Dschumhuria (Die Republik) schrieb, die UNO- Kontrollen seien eine Farce, die Irak nicht länger hinnehmen werde. Sie dienten nicht länger der Suche nach versteckten Waffen, sondern der Auskundschaftung des Landes. Dies habe nichts mehr mit den vom UN-Sicherheitsrat verabschiedeten Resolutionen zu tun, die die Grundlage der Arbeit der Kontrolleure bilden.

US-Verteidigungsminister William Cohen erklärte gestern, im Falle eines Angriffs auf Irak werde es nicht bei „Nadelstichen“ bleiben. Er wiederholte seinen Vorwurf, die irakische Führung betrüge die UNO-Inspekteure. Die UNO-Kommission zur Kontrolle des irakischen Waffenprogramms (Unscom) schätzt nach Cohens Angaben, daß Irak mittlerweile über 200 Tonnen des hochwirksamen Nervengases VX verfügt. Diese Menge sei ausreichend, um die gesamte Erdbevölkerung auszulöschen, sagte Cohen.

Frankreichs Außenminister Hubert Vedrine sprach sich gestern dafür aus, Irak umfangreichere Öl-Exporte zum Kauf von Lebensmitteln zu erlauben als bisher. Nach einem Gespräch mit seinem ägyptischen Amtskollegen Amr Mussa in Kairo sagte er, Frankreich stimme mit Ägypten überein, daß so die Folgen der UN- Sanktionen für die irakische Bevölkerung gemildert werden könnten. Frankreich habe sich schon von Anfang an für das Programm „Öl für Lebensmittel“ eingesetzt. Jetzt unterstütze sein Land genauso wie Ägypten die Ausweitung des Programms.

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