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■ QuerspalteGegenvorschlag

Ein jeglicher hat seinen Senf oder Besänftigendes zur aktuellen Hochschulbestreikung beizusteuern. Peter Glotz – kein Thema, bei dem er nicht ohne viel Edelfederlesens Expertentum vorzuschützen vermöchte – und der Arbeitgeberpräsident Hundt fordern traut und einig die Erhebung von Studiengebühren. 1.000, besser noch 1.500 Mark pro Semester erscheinen den beiden recht und sogar billig. Akzeptiert. Freilich sollte die Einzugsermächtigung nicht den Studenten vorgelegt werden, sondern all jenen finanziell gut gestellten BATmen und -girls, die unter dem Dach der Universität primär ihren Steckenpferden nachgehen. Wer sich sporadisch als Lehrender in den akademischen Dschungel vorwagt, erlebt nicht selten Haarsträubendes. Zum Beispiel Studenten, denen noch im vierten Semester Basiswissen fehlt – weil kein Dozent es für nötig hielt, die Betreffenden auf gravierende Mängel ihrer schriftlichen Arbeiten hinzuweisen.

Derweil die jungen Menschen durchs Dickicht irren, brüten wohlgenährte Lehrkörper papierbesessen über immer neuen bürokratischen Schikanen oder verbringen ihre Zeit mit verschrobenen Forschungsprojekten, vor allem aber meiden sie tunlichst jeden Kontakt mit Studenten. Deswegen machen wir's so: Ab SS 98 zahlen Hochschulangehörige ab C4-Besoldung aufwärts 1.000 Mark pro Semester. Auf Antrag kann die Gebühr ermäßigt werden. Voraussetzung ist erwiesene Bedürftigkeit. Weiterhin sind Abzüge möglich, so der Antragsteller Arbeitsleistungen nachweist, die die Vorgaben der Stellenbeschreibung in erheblichem Maße überschreiten. Die nötigen Formulare werden von den betreffenden studentischen Organen ausgegeben. Den in zweifacher Ausfertigung einzureichenden Dokumenten ist ein aktuelles Paßbild des Antragstellers beizufügen. Sämtliche Unterlagen müssen durch das Dienstsiegel des Asta beglaubigt und mit der Unterschrift des verantwortlichen Referenten versehen sein. Die Bescheide ergehen schriftlich. Von Rückfragen bitten wir abzusehen. Harald Keller

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