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■ Welt Weit GrönlingKeine T-rauer um den T-Gilb

Die Erlösung ist in greifbare Nähe gerückt. Die Telekom Hate Page (www.cliffnet.de/ telekom/telehigh.html) zählt schon die Tage. Es sind nur noch 27. Am 1. Januar fällt das T-Monopol. Dann ist es auch Privatleuten möglich, Telefonverträge mit anderen Anbietern abzuschließen. Besonders die Online- Freaks mit ihren exorbitant hohen Telefonrechnungen erhoffen sich davon drastische Einsparungen. Mit einem Seitenblick auf die USA, wo kostenlose Ortsverbindungen fast eine Selbstverständlichkeit sind, wird dieses Ereignis schon seit den Zeiten herbeigesehnt, als die graue T-Gesellschaft noch zur gelben Post gehörte und von vielen verächtlich nur „der Gilb“ genannt wurde.

Seither hat sich auch für die Freunde der „Datenfernübertragung“ einiges geändert: Importmodems aus Fernost erhalten die Zulassung wesentlich einfacher und sind dadurch billiger geworden. Seit langem muß niemand mehr befürchten, daß eines Morgens Controlletti vorbeischauen und den aufgeklebten Bundesadler auf der Unterseite sehen wollen. Die Mitarbeiter sind netter, der Service ist ein bißchen besser geworden.

Aber auch wenn sie den Gilb schon ganz gut entfernt haben: Ein Grauschleier ist noch lange kein blütenreines Weiß. Solange alles reibungslos funktioniert, ist die Telekom zwar teuer, aber durchaus akzeptabel. Wenn aber bei Problemen mit der Gebührenrechnung die eine Abteilung maschinell gebastelte Mahnungen mit Sperrdrohung ins Haus schickt, obwohl die andere Abteilung den Fehler längst zugestanden hat, wenn es fast ein halbes Jahr nach der großen T-Online-Panne immer noch zu heruntergespielt „vereinzelten“ Zugangsproblemen kommt – dann ist es an der Zeit, den Schleier ganz zu lüften und grundsätzlich neue, kundenfreundliche Strukturen einzuführen.

Den Anschluß sperren, weil eine alte Rechnung strittig ist – das geht ohnehin nicht mehr so schnell, dazu gibt es bereits Urteile. Aber in ihren Maschinenmahnungen drohen sie immer wieder damit, anstatt Kunden über ihre Rechte aufzuklären. Und die T-Panne im Juli und August hat nach Schätzung von Experten eine Million Mark Rückerstattung gekostet. Nun soll für den September gezahlt werden.

„Es ist im Moment noch schicker, uns zu kritisieren, als anzuerkennen, was wir geleistet haben“, meinte Ron Sommer in einer salbungsvollen Rede. Flächendeckendes ISDN ist nicht schlecht. Aber nun wollen wir doch mal sehen, was Otelo, Arcor und Co. zu bieten haben. Dieter Grönling

dieter@taz.de

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