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Wieviel kostet der Störfaktor Patient?

■ Editorial

Der Patient stört. Obwohl im Gesundheitswesen mit eisernem Besen das Unterste zu oberst gekehrt wurde, wird er immer noch krank. Und, als wäre das nicht schlimm genug, schleppt sich mit seinen Alltagswehwehchen jammernd in die nächste Praxis. Spätestens im überfüllten Wartezimmer müßte ihm doch dämmern: Er ist unerwünscht.

Jedes Zipperlein verursacht unnötige Kosten. Nachdem die Einkünfte der niedergelassenen Ärzte nicht mehr in den Himmel wachsen, rechnen sie auf Teufel komm raus jeden Händedruck als zehnminütiges Patientengespräch ab. Der Kranke ist hinterher so schlau wie zuvor und tappt in die nächste Falle: Beim Einlösen des Rezeptes wird er in der Apotheke kräftig geschröpft. Pillenschachteln gehen nur nach einer Zuzahlung von neun bis 13 Mark über den Ladentisch. Wer will schon den Bankrott seiner Krankenversicherung riskieren?

Der Eintritt ins Krankenhaus ist zur Zeit noch frei. Obwohl es gelegentlich den Anschein hat, als sei die Registrierkasse zum Symbol des Gesundheitswesens geworden. Hereinspaziert, meine Herrschaften. Hier werden alle Röntgen- und Laboruntersuchungen, die Sie bereits hinter sich haben, wiederholt. Das Bett ist frisch bezogen, und spätestens am dritten Tag wird der diensthabende Mediziner in Ihrer Krankenakte blättern, um herauszufinden, was Sie bei der Eingangsuntersuchung erzählt haben. Ihr kleiner Obolus an die Krankenversicherung liegt pro Nacht bei 17 Mark. Und das bei vier schmackhaften Mahlzeiten täglich!

Wer dem Greifarm der Gesundheitsmaschinerie entkommen möchte, findet auf den nächsten Seiten wertvolle Hinweise, um sich heimlich fit zu halten – ohne jede Zuzahlungspflicht, versteht sich.

Lisa Schönemann

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