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Attentatsversuch in Prag

■ Bombe vor dem Haus des Klaus-Gegners und Finanzministers Ivan Pilip explodiert

Prag (AFP/rtr) – Vor dem Haus des tschechischen Finanzministers Ivan Pilip ist am frühen Samstagmorgen eine selbstgebastelte Bombe detoniert. Dabei gingen mehrere Scheiben zu Bruch, verletzt wurde jedoch niemand. Der 34jährige Pilip ist Vizevorsitzender der Demokratischen Bürgerpartei (ODS) und hatte vor zehn Tagen Ministerpräsident Václav Klaus zum Rücktritt vom Amt des Parteivorsitzenden aufgefordert. Daraufhin war die gesamte Regierung zurückgetreten.

Sowohl Klaus als auch Präsident Václav Havel äußerten sich entsetzt über den Anschlag. Innenminister Jindřich Vodička sagte, er wolle nicht glauben, daß die Tat von einem Anhänger des Ministerpräsidenten verübt worden sei. Die Täter seien vielmehr im kriminellen Milieu zu suchen. Pilip hatte angekündigt, die Privatisierungsprojekte des Landes auf ihre Rechtmäßigkeit überprüfen zu lassen. Der Minister erklärte, der Anschlag ermutige ihn, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen.

Schon heute will Präsident Havel den stellvertretenden Ministerpräsidenten und Vorsitzenden der Christdemokraten, Josef Lux, mit der Gesprächsleitung über die Bildung einer neuen Regierung beauftragen. Zugleich räumte Havel jedoch ein, daß Neuwahlen der wahrscheinlichste Ausweg aus der gegenwärtigen Regierungskrise seien.

Unterdessen kündigte der frühere tschechische Innenminister Jan Ruml an, beim ODS-Sonderparteitag am Samstag gegen Klaus für den Parteivorsitz zu kandidieren. Ruml, ein ehemaliger Dissident und Freund von Havel, sagte, die Partei müsse sich in einem anderen Stil der Verantwortung für das Land stellen. Neben Pilip hatte Ruml entscheidend dazu beigetragen, daß Klaus die Konsequenzen aus der jüngsten Parteispenden-affäre zog und mit seiner Koalitionsregierung zurücktrat. Pilip, der in der letzten Woche ebenfalls seine Bereitschaft erklärt hatte, für den ODS-Vorsitz zu kandidieren, will nun Ruml unterstützen.

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