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Was führt Wale in die Irre?

■ Verkehrsunfall oder Orientierungslosigkeit durch Umwelteinflüsse

Sind die in der Nordsee gestrandeten Wale falsch abgebogen, verseucht oder von Lärm fehlgeleitet? „Die sind Opfer eines Verkehrsunfalles geworden“, meint der Bremerhavener Walforscher Günther Behrmann vom Alfred-Wegener Institut für Polar- und Meeresforschung. Für ihn ist klar, Ursache des Todes der 23 Pottwale sind Tauchfehler. „Die Wale sind auf dem Weg vom Polarmeer zu ihren Weibchen in die Karibik. Instinktiv orientieren sie sich am Golfstrom“, meint der Behrmann. Auf der Suche nach ihrem Lieblingshappen, den Tintenfischen, könnte es ohne weiteres passieren, daß die Pottwale unter dem nur 200 Meter tiefen Golfstrom wegtauchen. „Wenn sie hochkommen, befinden sie sich bereits im Bereich der Nordsee“, so Behrmann weiter. Sie wollen zurück zum Golf-

strom und schwimmen auf die für sie heftigste Strömung zu. Die ist aber an der flachen Nordseeküste.“ Insgesamt gibt es nach Ansicht von Wissenschaftlern drei Theorien, warum Wale vom rechten Weg abkommen können: 1. Die Wale orientieren sich am Magnetfeld der Erde. Störungen oder besonders ausgerichtete Magnetfeldlinien führen zur Desorientierung. 2. Viele Zahnwale orientieren sich mit Hilfe der „Echolocation“. Sie loten mit Schallwellen denn Meeresboden aus. 3. Verletzungen oder Störungen im Innenohr beeinträchtigen Gehör und Orientierungsfähigkeit. Verirrt sich ein Leittier durch „Hörfehler“, folgt ihm die ganze Herde in den Tod. „Viele Ursachen, die Auswirkungen auf das Orientierungsystem von Walen haben könnten, sind noch nicht ausreichend erforscht“, sagt Jörg Siepmann von Greenpeace. Er verweist auf die hohe Verseuchung von Walen mit Schwermetallen. Gestrandete Wale müssen wegen der Umweltgifte als Sondermüll entsorgt werden. Würmer sind auch die Hauptverursacher von Ohrkrankheiten bei Walen. Auch der Lärm von Schiffsverkehr, Ölplattformen und seismographischen Sprengungen könnten Wale in die Irre treiben. Dies wird zur Zeit intensiv untersucht, erklärt Harald Behnke, Leiter des Meeresmuseums in Stralsund. Tatsächlich, so Behnke, hätten Sprengungen bei der Suche nach Öl vor Kanada dazu geführt, daß Glattwale ihre Wanderwege verließen, um den Störquellen auszuweichen. Thomas

Schumacher

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