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In Afrikas Bierkrieg wankt die letzte Festung

■ Südafrikanische Großbrauerei überschwemmt den gesamten Markt der Nachbarländer

Nairobi (dpa) – Äthiopiens Widerstand ist gebrochen, Uganda so gut wie erobert. Über Tansanias Brauereien weht die weiße Fahne. Und nun wankt selbst die stärkste Festung im ostafrikanischen Bierkrieg. „Unser Bier – der Stolz Kenias“ lautet ebenso trotzig wie einfallslos der Werbe-Appell an das patriotische Gewissen kenianischer Biertrinker. Er soll helfen, den Einmarsch des südafrikanischen Brauereikonzerns SAB in die Schank- und Wohnstuben auch dieses ostafrikanischen Landes aufzuhalten. Bedrohlich klingen die Nachrichten von der näher rückenden Front: Im nördlichen Nachbarland Äthiopien wird SAB eine der größten Brauereien der Region bauen. Aus den Kesseln der 40 Millionen Dollar (70 Millionen Mark) teuren Anlage werden jährlich 50 Millionen Liter der südafrikanischen Marke „Castle“ in den Kampf gegen äthiopische Biere fließen.

Am schlimmsten jedoch kommt es an der Heimatfront in Kenia selbst. Nächstes Jahr nehmen die Südafrikaner in der Industriestadt Thika und damit im Herzen des wichtigsten Biermarktes Ostafrikas eine hochmoderne Großbrauerei in Betrieb. 40 Millionen Dollar (70 Millionen Mark) ist es SAB – dem viertgrößten Bierkonzern der Welt – wert, daß „Castle“, „Lion“ und andere Marken vom Kap der Guten Hoffnung künftig nur noch eine Autostunde von den Supermärkten, Hotels, Restaurants und Kneipen der kenianischen Hauptstadt Nairobi entfernt gebraut werden. Zugleich wird dem „Bier-von-hier“-Patriotismus der Boden entzogen: „Castle“, das Kennern nicht besser, aber auch nicht schlechter schmeckt als das populäre kenianische „Tusker“, darf dann als „made in Kenya“ vermarktet werden.

„Wenn nichts geschieht, überschwemmen die unseren Markt“, orakeln Manger der Kenya Breweries Limited (KBL). Panikmache, meint SAB-Direktor Andrew Parker. Bei rund 30 Millionen Einwohnern und einem Pro-Kopf- Verbrauch von jährlich neun Litern sei auf Kenias Biermarkt noch Platz.

Kenias Staatsbrauer fürchten aber, daß es dem Giganten SAB langfristig um mehr als nur einen Marktanteil geht. Sie verweisen darauf, daß der Konzern in den vergangenen Jahren in den meisten Nachbarländern Südafrikas aggressiv die Vormacht erkämpft habe. KBL-Chef Michael Karanja fordert deshalb staatliche Schutzmaßnahmen für einheimische Investitionen. Nur so würden Profite in Kenia wiederverwendet und nicht nach Südafrika transferiert werden. Derartiges war vor wenigen Jahren noch undenkbar – allein schon wegen des Wirtschaftsembargos gegen das damalige Apartheidregime. Nicht ohne Bitterkeit verweist Kenias „Economic Review“ darauf, daß bei SAB heute ausgerechnet ein Mann für die Afrika-Expansion mitverantwortlich ist, dessen früheren politischen Kampf einst auch Kenia unterstützte: Der Exgeneralsekretär der Befreiungsbewegung ANC, Cyril Ramaphosa.

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