■ Querspalte: Guido tötet Weihnachtsmann
Es wird kalt in Deutschland; die F.D.P. friert. Wir erinnern uns: Ein Gedicht, ein Weihnachtslied aus lachendem Kindermund, die lieben Kleinen glücklich an üppigen Geschenkestapeln unterm Tannenbaum – das war einmal.
Dieses Jahr an Heiligabend wird der Nachwuchs stumpf auf ein mageres Häufchen kleiner Schächtelchen starren. Statt Barbie nur noch Schoko-Nikoläuse (nicht mal lila), statt ferngesteuerter Rennwagen nur noch Matchbox-Auto (Korea- Nachbau), statt Lachen nur Tränen. Kinder verlieren den Glauben an den Weihnachtsmann.
Der Stachel der Armut steckt schon tief im Fleisch unserer Gesellschaft. Langsam aber schmerzhaft piekst er die Besserverdienenden – und schlimmer noch, deren Partei. Denn die F.D.P. hat ein Problem. 10,5 Millionen Mark unrechtmäßig erhaltene Wahlkampfkosten sollen die Liberalen zurückzahlen. Deshalb spart die Bonner Zentrale der Partei an ihren Mitarbeitern. Die sehen dieses Jahr, so meldete es eine deutsche Sonntagszeitung, 30 Prozent weniger Weihnachtsgeld. Und das fehlt, wo es dringend gebraucht wird: Heiligabend unterm Weihnachtsbaum.
Einmal mehr outet sich die F.D.P. als Partei der sozialen Kälte. Dabei ist Sparen so einfach: Würde sich die F.D.P. nicht mehr „Partei der Besserverdienenden“, sondern „FDP“ und „Partei der Gutverdienenden“ nennen, könnte sie drei Punkte, zwei Konsonanten und einen Vokal sparen. Hat sich schon mal irgend jemand überlegt, was drei Punkte, zwei Konsonanten und ein Vokal auf zigtausenden Plakaten im Wahlkampf kosten? Aber nein: Der Weihnachtsmann soll sterben. Und der Nachwuchs wird ins Unglück gestürzt. Einzig Guido Westerwelle ist fein raus; der hat keine Kinder. Es wird kalt in Deutschland.
Nicht mit uns. Wenn jeder taz-Leser nur eine Mark gibt, kann auch die F.D.P. wieder Weihnachten feiern. Spenden Sie für die notleidende F.D.P.! Ein strahlendes Kinderlachen wird Ihnen danken. Sascha Borrée
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen