Gute Atmosphäre im Knast

■ JVA-Untersuchungsausschuß: Für den Chef der U-Haft war die Welt in Ordnung

Für Ulrich B. war die Welt im Knast in Ordnung. „Ich bin kein Mensch, der gern mit Gewalt arbeitet, und ich hätte auch dagegen gesteuert“, versicherte der ehemalige Chef der U-Haft, in der Insassen von Beamten schwer mißhandelt worden sind, gestern vor dem Untersuchungsausschuß. Daran, daß er laut Aktenlage einem Häftling einmal davon abgeraten haben soll, die Beamten wegen Körperverletzung anzuzeigen, weil der Staatsanwalt eher den Beamten als einem Knacki glauben würde, konnte Ulrich B. sich gestern nicht so recht erinnern. Er habe immer ein „offenes Ohr“gehabt – für die Häftlinge und für die Beamten. „Ich hatte eine hohe Akzeptanz bei den Insassen und auch bei den Kollegen“, ist sich B. noch heute sicher.

Seine Untergebenen hatten allerdings offenbar ein anderes Bild von ihrem Chef. Anstatt ihn über die Mißhandlungen im Knast ins Vertrauen zu ziehen, packten sie vor dem Staatsanwalt aus. Ob er sich das erklären könne, wo er doch immer so ein offenes Ohr für seine Kollegen gehabt hätte, wollte CDU-Obmann Helmut Pflugradt wissen. Ulrich B. schluckte. Darüber habe er auch schon nachgedacht, räumte der JVA-Beamte ein. Es habe ihn auch verletzt, daß seine Untergebenen ihm gegenüber geschwiegen hätten. Schließlich habe er den Bediensteten immer volles Vertrauen entgegen gebracht, vor allem dann, wenn der Vorwurf im Raum stand, sie hätten Häftlinge mißhandelt. „Ich kann mich ja nur darauf verlassen, was die Kollegen mir erzählen“, sagt Ulrich B. Und: „Aus den Meldungen war nicht ersichtlich, daß ein Fehlverhalten vorlag.“

Als einmal binnen kurzer Zeit mehrere Häftlinge unter anderem von JVA-Beamten Jürgen N. gewaltsam in die Verwahrzelle im Keller gesteckt worden waren, habe er allerdings schon das Gefühl gehabt: Mensch, schon wieder der! . Jürgen N. gilt für die Staatsanwaltschaft mittlerweile als Anführer jener Beamten, die unter Verdacht stehen, Häftlinge in der U-Haft schwer mißhandelt zu haben. Ein gemeinsames Gespräch mit Jürgen N. und dem Anstaltsleiter habe dieses Gefühl allerdings wieder zerstreut, sagte B. gestern. Außerdem habe er immer wieder darauf hingewiesen, „daß ich es überhaupt nicht liebe, wenn geschlagen und geprügelt wird.“

Ob es für diesen Hinweis denn einen konkreten Grund gegeben hätte, bohrte Pflugradt weiter. Ulrich B. schüttelte den Kopf. Er habe diesen Hinweis nur „so ganz allgemein“an seine Untergebenen weitergeben. Schließlich könne er auf eine langjährige Erfahrung im Knast zurückblicken: „Wenn irgendwo Not am Mann war, war der B. dran“, sagt er stolz. Und: „Ohne mich loben zu wollen, ich glaube, das habe ich auch ganz gut gemacht“. Daß er nach den Mißhandlungen in der U-Haft in ein anderes Haus der Justizvollzugsanstalt versetzt worden ist, kann Ulrich B. bis heute nicht verstehen. „Die Umsetzung war mir nicht recht“, gibt er zu und betont: „Das hatte aber nichts mit den Fällen zu tun.“Der damalige Anstaltsleiter Hans-Henning Hoff habe nur gemeint, er, Ulrich B., hätte als Chef der U-Haft zuwenig bewegt. „Das stimmt nicht. Ich habe viel bewirkt“, entrüstet B. sich noch heute. Außerdem habe sein Nachfolger, „wohl auch die Chance gesehen, befördert zu werden“, macht B. die Konkurrenz im Knast für seine Versetzung verantwortlich. Er habe sich jedenfalls nichts vorzuwerfen, betont Ulrich B. Im Gegenteil. Er habe sich stets bemüht, „eine angenehme Atmosphäre“im Knast zu schaffen. „Denn: Wenn die Insassen zufrieden sind, sind auch die Mitarbeiter zufrieden.“ kes