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Leistung soll sich wieder lohnen

■ Bündnis 90/Die Grünen präsentieren Entwurf für ein neues Schulgesetz: Mehr Autonomie für die Schulen, mehr Mitsprache für SchülerInnen und Eltern, weniger Macht für die Schulaufsicht

Mehr Demokratie in der Schule – diesen Wunsch wollen die Bündnisgrünen den streikenden SchülerInnen mit einem neuen Schulgesetz erfüllen. Einen Entwurf dazu stellten gestern die schulpolitische Sprecherin Sybille Volkholz und der frühere Kreuzberger Volksbildungsstadtrat Dirk Jordan vor.

Demnach sollen die Schulen über die Verwendung der Gelder für Lehr- und Lernmittel, Verwaltungs- und einen Teil der Personalkosten selbst entscheiden. Davon erhofft sich Volkholz mehr Kostenbewußtsein und mehr Geld für pädagogische Zwecke. Zur Zeit gäben die Berliner Schulen 115 Millionen Mark jährlich für Reinigungskosten aus, aber nur 61 Millionen für Lehr- und Lernmittel. Wenn die Schulen das eingesparte Geld behalten könnten, hofft Volkholz, dann würden die SchülerInnen auch selbst putzen.

Auch bei der Personalauswahl und der Organisation der Stundentafel sollen die Schulen eigene Wege gehen. Sie könnten sich dann vom Lernen im 45-Minuten- Takt verabschieden und statt dessen etwa die Mittelalterthemen aus den Fächern Geschichte, Deutsch und Kunst zu einem „Epochenunterricht“ zusammenfassen. Das würde auch den Abschied vom herkömmlichen Frontalunterricht erleichtern, den Volkholz für eine der Ursachen von Konzentrationsschwäche hält.

Bei all diesen Entscheidungen soll die Schulkonferenz ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Sie soll von 12 auf 15 Mitglieder anwachsen, davon je ein Drittel SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern. Mehr Macht wollen Jordan und Volkholz aber auch den SchulleiterInnen einräumen, während sie die Schulaufsicht auf eine beratende Rolle zurückstutzen wollen.

Die Gesamtkonferenz der LehrerInnen soll nach dem Wunsch der Bündnisgrünen mittels Evaluation auch die „Wirksamkeit“ der eigenen Arbeit überprüfen. Das mittelmäßige Abschneiden deutscher SchülerInnen bei der dritten internationalen Mathematik- und Naturwissenschaftsstudie (Timss) habe gezeigt, daß eine „neue Lernkultur“ dringend vonnöten sei.

Diesem Ziel dient auch ein neues Arbeitszeitmodell, das die Bündnisgrünen propagieren. Demnach soll sich die Arbeitszeit der LehrerInnen an der üblichen Arbeitszeit im öffentlichen Dienst orientieren. Außerhalb der Schulferien ergäbe sich eine wöchentliche Arbeitszeit von rund 45 Stunden, von denen ein Drittel den LehrerInnen zur Vor- und Nachbereitung verbleibt, über den Rest kann die Schule verfügen. In dieser Zeit würden die LehrerInnen nicht nur unterrichten, sondern auch SchülerInnen beraten und betreuen. Ralph Bollmann

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