■ Vorlauf: Kampf ums Geflügel
„Schräge Vögel“, Sa., 11 Uhr, ARD
Wüßte man nicht um die föderale Konstruktion der ARD und ihre streng nach Anstalts-Proporz vergebenen Sendeplätze, es bliebe mal wieder nur der eine Schluß: Der Verein hat 'nen Knall. Wie sonst sollte man das Kuriosum erklären, daß da ein Sender (in diesem Fall der WDR) für einen 90minütigen Kinder- und Jugendfilm 1,8 Millionen Mark ausgibt, um das fertige Produkt dann in Erstausstrahlung samstags um 11 Uhr zu senden? Erst recht an einem Samstag wie diesem, wo alle Welt mit dem Auffüllen leer gefutterter Kühlschränke beschäftigt ist? Zumal hier mit Joachim Król und Horst Krause zwei veritable Stars des neuen deutschen Kinobooms mit von der Partie sind. Nun gut, Samstagvormittag ist ein eingeführter „Kinder“-Termin, aber wie wär's denn z.B. mit Heiligabend, 15 Uhr gewesen? Ging nicht. Da lief die 179. Wiederholung von „Das fliegende Klassenzimmer“. Dabei hat diese Abenteuerromanze von Thomas und Mathias Wegmann um Federvieh und zarte Liebesbande durchaus das Zeug zu einem Film für die ganze Familie.
Der Plot in Kürze: Der junge Dennis ist Taubenzüchter. Fürs weibliche Geschlecht hat er sich bislang nur mäßig interessiert. Was sich radikal ändert, als Sarah neu in seine Klasse kommt. Doch als diese das Ei eines Turmfalkenpärchens, Todfeinde des Taubenvolkes, in seinen Schlag schmuggelt, sieht Dennis sofort wieder klar: Mädchen sind doof. Doch führt die beiden der Kampf gegen zwei skrupellose Tierfänger, die den derweil geschlüpften Falken klauen, wieder zusammen. Joachim Król (in scheußlicher 70er- Jahre-Klamotte) und Horst Krause (mit Rückenwindfrisur), seit „Wir können auch anders“ erstmals wieder gemeinsam vor der Kamera, lassen hier als unterbelichtete Geflügel-Gangster so richtig die Sau raus. Zwar laufen die beiden Elemente, Jugendfilm hier und Erwachsenenkomödie da, etwas unvermittelt nebeneinander her, aber das generationsübergreifende Vergnügen stellt sich allemal ein. Sofern man eben an diesem Samstag vormittag nicht Dringlicheres vorhat. Oder einen Videorecorder. Reinhard Lüke
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen