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Stahmer will Heime für Problemkinder

■ SPD-Jugendpolitiker Karlheinz Nolte unterstützt den Vorstoß von Justizsenator Ehrhart Körting für geschlossene Heime

Der umstrittene Vorstoß von Justizsenator Ehrhart Körting (SPD), straffällige Jugendliche wieder in geschlossenen Heimen unterzubringen, ist in der SPD auch auf Zustimmung gestoßen. Jugendsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) will in Berlin und Brandenburg zwei neue Einrichtungen schaffen, in denen zwanzig Problemkinder intensiv betreut und beschäftigt werden. Laut Tagesspiegel sollen die 14- bis 17jährigen dort „mit höherer Verbindlichkeit“ betreut werden als dies in offenen Heimen der Fall ist. Das Konzept wird am 12. Januar vorgestellt.

Auch Karlheinz Nolte, kinderpolitischer Sprecher der SPD- Fraktion, hält es für sinnvoll, jugendliche Kriminelle „für einen begrenzten Zeitraum aus ihrem sozialen Umfeld herauszunehmen“. Minderjährige, die auf Initiative ihrer Eltern oder aus eigenem Antrieb auf Raubzug gehen oder Autos knacken, sollten „aus dem Verkehr gezogen werden“. Sie sollten allerdings pädagogisch betreut werden. Wie dies konkret auszusehen habe, müsse im Einzelfall entschieden werden.

Nach Schätzungen des Justizsenators gibt es in Berlin weniger als 80 teils deutsche teils ausländische Kinder, die zum potentiellen Klientel für die Heime zu zählen sind. Über die Einweisung soll nach Ansicht von Körting ein Richter entscheiden. Der Aufenthalt könne „wie in einem normalen Heim“ einige Wochen oder Monate dauern. Justizsenator Körting relativierte gestern seinen Vorstoß. Er sieht in den Heimen eine Alternative zum Knast, der die betreffenden Jugendlichen zudem sozial stigmatisiert. „Der Sprung vom offenen Heim zur Haftanstalt ist zu groß.“

Als Ausdruck eines grundlegenden Wandels in der Sozialarbeit waren geschlossene Heime in Berlin 1990 abgeschafft worden. Unter Pädagogen setzte sich die Erkenntnis durch, daß Jugendliche dort erst recht auf eine schiefe Bahn geraten. Auch nach Meinung von Justizsenator Körting birgt „jede Massierung von Problemfällen zusätzliche Risiken“.

Auf Unverständnis stoßen die SPD-Pläne bei den Grünen. „Auf der einen Seite die Kitas zusammenstreichen und auf der anderen Seite geschlossene Heime fordern – das ist eine unsinnige Politik“, kritisierte Sprecher Matthias Tang. jott

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