: Antworten auf Letzte Fragen
Warum gibt es Löcher? (6. 12. 97)
Das Loch ist beileibe nicht etwas, wo nichts drin ist. Im Gegenteil, jedes Loch ist voll mit etwas! Aber es ist nicht das drin, was drum herum ist. Es gibt Löcher, weil wir darüber reden. Wir lieben oder hassen sie. Ohne Löcher keine Existenz. Die Sphäre wäre dann das Gegenteil. Drin ist das eine, drumrum alles andere.Alf Haenle, Stuttgart
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Warum bestätigen Ausnahmen eine Regel? (20. 12. 97)
Die Ausnahme erfaßt den Grenzfall! Jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten. Eine gute und eine böse – je nach Standpunkt. In der Regel neigen wir der guten zu, die wir selbst definieren. Irgendwann stellen wir dann fest, daß die Abgrenzung zu „böse“ nicht so eindeutig funktionieren kann. Also machen wir Ausnahmen. Ein großer Vorteil dieses Regel-Ausnahme-Systems besteht darin, daß man fest an etwas glauben kann – es sei denn, irgendein „Sachzwang“ gebietet die Ausnahme.Jochen Piett, Hamburg
Die Regel „Ausnahmen bestätigen die Regel“: ist sinnfrei, so es keine Ausnahmen gibt; ist sinnfrei, so es Ausnahmen dieser Regel gibt; ist bloß ein sprachlicher Suizid.Gerhard Lingnau, Berlin
Eine Ausnahme bestätigt nie eine Regel!!! Dieser dumme Schnack wird nur benutzt, um von Widersprüchen zu liebgewonnenen Vorurteilen abzulenken.Frank Starrost, Kiel
Es gibt Regeln und Gesetze. Regeln unterscheiden sich von Gesetzen dadurch, daß es Ausnahmen von ihnen gibt. Die Aussage „Ausnahmen bestätigen die Regel“ bedeutet eigentlich: „Ausnahmen bestätigen, daß es sich bei einem bestimmten Vorgang nur um eine Regel, nicht aber um ein Gesetz (das keine Ausnahmen hat) handelt.“Bernd Sauer-Diete, Berlin
Regeln sind mit den Löchern verwandt. Sie entstehen aus dem Drumherum und brauchen die Ausnahmen wie die Heiligen die Sünder.Alf Haenle, Stuttgart
Wenn Ausnahmen die Regel bestätigen, gibt es dann auch Regeln ohne Ausnahme? Eigentlich ja, denn die Aussage, daß Ausnahmen die Regeln bestätigen ist ja selber eine Regel, also muß es auch hier Ausnahmen geben.Jakob Adler, Ulm
Juan Tonio Jesús/ einen kleinen Panamanen/ hab ich vorgestern im PLUS/ beim Erwerb von drei Bananen/ ausgesprochen ausgenommen,/ wie es wohl die Regel ist./ Hab Gewissensbiß bekommen,/ denn ich bin ein guter Christ./ Hab 5 Mark herausgenommen./ Tat 5 Mark aus meiner Hose/ sicher noch vom Biß benommen/ schnell in eine Spendendose./ Hartgeld, das ich jetzt gern hätte:/ habe keine Zigarette/ und ich rauch doch gerne Kette –/ jede Wette: Jesús raucht von meinem Geld.
Eine ungerechte Welt.Prokriefke, Osnabrück
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Wie enstand das Klatschen? (20. 12. 97)
Eine ausführliche Abhandlung zur Kulturgeschichte des Applaudierens findet sich unter dem Titel „Klatschkasper“ in der Nr. 21 (18.5.1996) des FC-St.-Pauli-Fanzines Der Übersteiger. Menschen mit Internet-Anschluß können sich den Text unter http://www.jura2.uni-hamburg.de/pauli (Online- Seiten des Übersteigers) anschauen und klüger werden. Das Heft selbst ist leider nicht mehr bestellbar.Ronny Galczinski, Hamburg
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Warum wählt man für eine häufig gefahrene Strecke für Hin- und Rückfahrt unterschiedliche Wege? (20. 12. 97)
Man wählt die Strecke, auf der man sich rechtsseitig wohler fühlt.Karin Amann, Lübeck
Die Frage beinhaltet eine Tatsachen-Feststellung, die zunächst zu beweisen wäre. Es gibt ja Fälle, in denen von A nach B nicht anders gefahren werden kann als von B nach A. Sollte es nun doch einmal möglich sein, A–B anders zu fahren als B–A, so wird die Frage nach dem Warum unter Hinweis auf das Lustprinzip zu beantworten sein. Manchmal hat man straßentechnisch aber gar keine andere Wahl, als unterschiedliche Wege zu wählen. Dann ist's aus mit dem Lustprinzip.Achim Hohlfeld, Solingen
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