: Von Hamburg lernen
■ Hamburger Flughafen: Nächtliches Sit-In löst bundesweites Rätselraten aus
Drei Tage nach dem spektakulären nächtlichen Sit-In von zehn Jugendlichen in einer Boeing 757 der Lufthansa-Tochter „Condor“herrscht noch immer großes Rätselraten, wie die Kids auf das Gelände kommen und die Sicherheitsvorkehrungen überlisten konnten. Flughafensprecherin Karin Dannel erklärte gestern abend: „Wir wissen immer noch nicht richtig, wie das abgelaufen ist.“
Die Flughafen AG berief gestern früh eine eigene Untersuchungskommission ein, die den ganzen Vorgang noch einmal durchchecken soll. Außerdem tagte am Morgen mehrere Stunden lang eine Kommission aus Flughafenverwaltung, dem Airportsicherheitsdienst, Bundesgrenzschutz (BGS) und Kriminalpolizei. Dannel: „Es werden parallel alle Fakten zusammengetragen und dann gemeinsam ausgewertet.“Das soll heute morgen erneut geschehen.
Auch der BGS, dem seit Januar 1994 von der Hamburger Polizei die Flughafensicherung übertragen worden ist, tappte weiter im Dunkeln. „Es gibt verschiedene Möglichkeiten“, so ein BGS-Sprecher. Berichte der hanseatischen Boulevardpresse, wonach die Kids über ein Gepäckband im „Charterflugterminal 3“in die Sicherheitszone eingedrungen sein sollen, dort heftige Sachbeschädigungen begangen hätten und eine Stunde lang mit einem Kofferwagen auf dem Rollfeld umhergekurvt wären, seien eher Hirngespinste. Dannel: „Derartige Sachen sind nicht identifizierbar oder nachvollziehbar.“
Unterdessen hat der Vorfall bundesweit reges Interesse hervorgerufent. „Hundertprozentige Sicherheit gibt es nirgendwo“, verteidigte Manfred Kuhne von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen die Hamburger. Nach Angaben des BGS-Sprechers am größten Airport in Frankfurt, Klaus Ludwig, kommen derartige Sicherheitspannen bundesweit nur in Einzelfällen vor. „Sicherheit ist 100 minus X“, so Ludwig: „Wir halten das X so klein wie möglich, arbeiten ständig daran, es noch kleiner zu machen.“Völlige Sicherheit gebe es nicht – „oder der Flughafen wäre lahmgelegt“.
Auch Klaus Busch, Flughafen-Sprecher in Frankfurt, zeigte sich an dem Fall „hochinteressiert“. Seine Sicherheitsexperten würden sich mit den Hamburgern in Verbindung setzen, um zu lernen und „Lehren daraus zu ziehen“.
Kai von Appen
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