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Bald ist Fasching

■ BDI-Chef Hans-Olaf Henkel im Streit mit Blüm, Schäuble und Zwickel

Hans-Olaf Henkel hat ein Problem. Und vielleicht ist dies das einzige, was den Mann interessant macht. Denn Befugnisse hat er nicht: Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) führt keine Tarifverhandlungen, ihm gehört kein Unternehmen, er macht keine Gesetze. Sein Problem lautet: Wie ernst muß man Hans-Olaf Henkel nehmen?

Henkel hat die Tarifverstöße in Ostdeutschland als „vorbildlich“ auch für den Westen gelobt. Henkel hat Sozialminister Norbert Blüm (CDU), der von den Unternehmern Neueinstellungen fordert, als Hofnarr bezeichnet. Und Henkel hat die folgende Empörung einkalkuliert: „Wir kommen als BDI nicht weiter“, so hatte er schon vor einem halben Jahr angekündigt, „wenn Norbert Blüm und Heiner Geißler eine Sprache benutzen, mit der sie in die Bild-Zeitung kommen, während wir uns in vornehmer Zurückhaltung üben. Wir mußten den Olymp der Sprache von Unternehmern und Managern verlassen und in die Arena der Politik steigen.“ Den Olymp der Sprache von Unternehmern! Na ja. Der klassenbewußte Henkel ist jedenfalls „herabgestiegen“ und fordert inzwischen zum offenen Tarifverstoß und damit zum Rechtsbruch auf.

Henkel und seine Kontrahenten bedienen sich einer bemerkenswerten Metaphorik. Henkel beschimpft Blüm als Hofnarr, IG-Metall-Chef Zwickel wiederum bezeichnet Henkel ob seines erneuten Vorstoßes gegen den Flächentarifvertrag als „Eunuchen“, der gar nicht die Kompetenzen besitzt, seine Vorschläge umzusetzen. Die feudale Bilderwahl der Herren gibt zu denken. Denn Henkel macht Blüm ungewollt ein Kompliment: Bekanntlich sprachen die Hofnarren im Mittelalter unangenehme Wahrheiten aus. Auch Zwickel regt zum Nachsinnen an: Wenn Henkel tatsächlich könnte, wie er wollte, nämlich den Flächentarifvertrag kippen, wäre er dann ein Inbegriff von Männlichkeit?!

Die Sozialstaat-Diskussion, ein Ratespiel? Nein, sagt Unions-Fraktionschef Schäuble, eine Aufforderung zum Tarifverstoß, das könne man „als BDI-Präsident nicht machen“. Die IG Metall wiederum entschloß sich, beim Thema Hofnarr im Bild zu bleiben. Falls Blüm, seines Zeichens IG-Metall-Mitglied, gegen Henkels Beleidigungen Rechtsschutz benötige, stelle man den juristischen Beistand gern zur Verfügung, juxten die Metaller. Bald ist Fasching. Barbara Dribbusch

Bericht Seite 5

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