piwik no script img

Deutsche Sekte plante offenbar Massenselbstmord

■ Die Polizei auf Teneriffa nimmt Berliner Psychologin als mutmaßliche Anführerin fest

Santa Cruz de Tenerife (dpa) – Etwa 30 Mitglieder einer Sekte, die von einer Berliner Psychologin angeführt wurde, wollten sich auf der kanarischen Ferieninsel Teneriffa offenbar gemeinsam umbringen. Der geplante Massenselbstmord auf dem Teide, dem höchsten Berg Spaniens, wurde gestern jedoch von der spanischen Polizei verhindert: Beamte drangen in den Sitz der Sekte in der Inselhauptstadt ein und nahm 31 Männer und Frauen, fast alle Deutsche, vorübergehend fest.

Die spanischen Behörden vermuten, daß es sich bei der Sekte um eine Abspaltung des apokalyptischen „Ordens der Sonnentempler“ handelt. Die Mitglieder hatten vermutlich erwartet, daß gestern abend die Welt untergehen würde. Auf der Spitze des Teide würde ein Raumschiff landen und sie nach dem Tod abholen, glaubten die Sektenmitglieder.

Als mutmaßliche Chefin der Gruppe wurde eine 56jährige Psychologin aus Berlin inhaftiert. Die Polizei gab ihren Namen mit Heide Fittkau-Garthe an. Ihr werde Anstiftung zum Selbstmord zur Last gelegt, sagte der Delegierte der spanischen Regierung auf den Kanarischen Inseln, Antonio López Ojeda. Darauf steht nach spanischem Recht eine Haftstrafe von vier bis acht Jahren. Nach den Ermittlungen der Polizei kannte die Anführerin das psychologische Profil der Mitglieder und konnte sie daher unter Druck setzen.

Die Polizei habe bereits im Vorjahr Hinweise erhalten, daß die Sekte sich auf den Kanarischen Inseln niederlassen wollte. Die 31 vorläufig festgenommenen Sektenmitglieder wurden gestern nach Feststellung der Personalien jedoch wieder freigelassen. Ihnen werde nichts zur Last gelegt, sagte López Ojeda.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen