piwik no script img

Neujahrskater für Telekom-Aktionäre

■ Angeblich sieht die Bilanz des Exmonopolisten für 1997 schlecht aus. Für heute ist ein Gespräch mit den neuen Wettbewerbern angesetzt

Hamburg (dpa/AP/taz) – Heute treffen die Konkurrenten auf dem Telefonmarkt zum direkten Gespräch zusammen. In der Regulierungsbehörde soll es am Runden Tisch um die Frage gehen, wieviel Geld die Telekom verlangen darf, wenn ein Kunde seine Ferngespräche künftig komplett von einem Konkurrenten abwickeln lassen will. Die Telekom will 95 Mark dafür haben. Arcor Mannesmann ließ mitteilen, sie halte vier bis fünf Mark für angemessen. Außerdem wollen die Wettbewerber die Frage erörtern, ob die Mitnahme der alten Rufnummer 53 Mark kosten soll, so wie es die Telekom will. Unklar ist außerdem, wer die Kosten tragen soll. Die Regulierungsbehörde tritt dafür ein, daß die Telefongesellschaften die Kosten eines Wechsels untereinander regeln und nicht die KundInnen belasten.

Die Telekom AG hat laut Welt am Sonntag das Geschäftsjahr 1997 mit nur vier Milliarden statt der erwarteteten 5,5 Milliarden Mark Gewinn abgeschlossen. Die Zeitung zitierte Telekom-Sprecher Jürgen Kindervater mit der Erklärung, vor allem die Personalkosten und hohe Einkaufspreise hätten das Ergebnis belastet. Außerdem kauften viele der bislang größten Telekom-KundInnen Dienstleistungen nun auch bei der privaten Konkurrenz.

Dem Bericht zufolge würde die von Sommer angekündigte Dividende von 1,20 Mark je Telekom- Aktie 90 Prozent des Gewinns aufbrauchen. Beim Materialaufwand und dem Zukauf von Dienstleistungen anderer Telefongesellschaften habe die Telekom eine halbe Milliarde Mark mehr ausgegegeben als geplant, beim Personalaufwand über 100 Millionen mehr. Die Immobilien in den neuen Ländern seien eine halbe Milliarde weniger wert. Das Mobilfunk-Ergebnis sei wegen der Konkurrenz niedriger, die Anlaufkosten der internationalen Allianz Global One höher ausgefallen. 1998 dürfte sich der Preisdruck durch den zunehmenden Wettbewerb sowie die Entscheidung des Postministers negativ auswirken, der Telekom für den Netzzugang der privaten Konkurrenz nur 2,7 statt 5,5 Pfennig pro Minute zuzugestehen.

Die Telekom wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen