Kommentar: Alles Scherf
■ SPD-Basis auf der Suche nach Indentität
Es ist sicherlich zehn Jahre her, da hat die SPD eine Arbeitsgruppe beauftragt, nach Ursachen des Mitgliederschwundes zu forschen und Gegenstrategien zu überlegen. Da nichts dabei herausgekommen ist, schweigt die Partei inzwischen lieber, wenn Tausender-Marken fallen. SPD unter 8.000 – das ist nur ein Ausdruck davon, daß diese Stadt bzw. diese beiden Städte nicht mehr „durch und durch sozialdemokratisch“atmen.
Vor zehn Jahren haben Einzelpersonen sich über diese Lage Gedanken gemacht und Papiere geschrieben, über die zu streiten sich lohnte. Die Positionspapiere etwa, mit denen Henning Scherf 1987 dem damaligen Kronprinzen Klaus Wedemeier den Platz an der Spitze streitig machte, sind dem heutigen Diskussionsstand in der SPD weit überlegen. Die Brillianz dieser Papiere wirft aber gleichzeitig die Frage auf, warum diese Inhalte nicht in Politik umsetzbar waren. Ein Blick ins Archiv hilft über Floskeln wie „Zurück zu den Wurzeln“hinweg, ersetzt aber nicht eigenes Nachdenken.
Heute gibt es nicht einmal mehr Positionen. Die Parteibasis spürt das mit Grausen: Wer soll denn im Wahlkampf gegen die CDU vorgezeigt werden als Kopf der SPD, wenn neben den Machern der Koalition mit der CDU niemand hinreichend Profil hat? Aber keine Sorge: Scherf, der nach Nölles Abgang allein das vierbeinige Harmonium weiterspielt, wird auch das hinkriegen! Klaus Wolschner
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