piwik no script img

■ VorschlagFließende Eloquenz – Komponistenporträt von Luca Lombardi in der Daad-Galerie

Komponisten sind nicht immer die besten Anwälte ihrer Musik (sie müssen es auch nicht sein), nur wenige sind Ritter des Wortes, und oft ist es mühsam, etwas Anschauliches über ihr Wirken zu erfahren. Befragt, wie es sich denn verhält mit ihren Werken und der Welt, schwanken die Auskünfte nicht selten zwischen dem großen Ganzen und dem kleinen Einzelnen, zwischen dem Walten des Schicksals und dem Zusammenhang der 32stel in Takt 5 mit dem 64stel in Takt 344.

Im dazwischen gelegenen Verstehenshorizont der Normalsterblichkeit hinterläßt das in der Regel nur Fragezeichen. Luca Lombardi hingegen kann sich ausgezeichnet äußern – seine fließende Eloquenz macht ihn zum Wunschkandidaten jedes Moderators. Und da ihm heute als Gesprächspartner Wolfgang Rihm – der ungekrönte Großmeister des musikbezogenen Wortes – gegenübersitzt, steht ein Festival der Beredsamkeit zu erwarten.

Lombardi ist einer der diesjährigen Stipendiaten, die vom DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) nach Berlin gelockt werden, auf daß sich der hier waltende Geist in geistvollen Werken niederschlagen möge.

Von Geburt und Selbstverständnis ein Römer, zog es ihn schon in den 70er Jahren nach Berlin. In den Tagen, da Musik noch als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln schien, weilte er als Schüler von Paul Dessau und als Freund von Luigi Nono im Osten der Stadt. Seitdem kehrt er regelmäßig wieder.

Stilistisch ist Lombardi nicht leicht einzuordnen, und es soll hier auch nicht versucht werden. Nur andeutungsweise sei vermerkt, daß die Palette seiner Musiksprachen vom zartgliedrig atonalen Melos (das wird er gar nicht gerne hören – „Gesanglichkeit“ gehört zum unausrottbaren Klischee vom italienischen Komponisten) zum pluralistischen Umgang mit traditionellen Idiomen reicht. Mario Caroli wird „Schattenspiel“ (1984) auf der Baßflöte spielen und „... (da: Infra)“ für Altflöte zur Uraufführung bringen.

Für ein Porträt werden die wenigen Pinselstriche wohl nicht hinreichen, aber für weiterreichende Erörterungen doch einen guten Ausgangspunkt bieten. Der Rest ist Fragen. Auf die Antworten darf man gespannt sein. Frank Hilberg

Heute, 20 Uhr, Daad-Galerie, Kurfürstenstraße 58, Tiergarten. Gesprächsleitung Wolfgang Rihm; Mario Caroli (Flöten)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen