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Alle Jahre wieder -betr.: "Neuer Wall gegen Edel-Shop", taz-Hamburg vom 9.1.1998

Vertreiben wir doch endlich die Bettler aus der City. Dann geht jede zweite Mark wieder in den Einzelhandel. Der Mittelstand bleibt in der Innenstadt. Die Mieten bleiben bezahlbar. Die neuen Ladenschlußzeiten werden sich lohnen. Am besten, wir kürzen den Verkäufern auch noch das Gehalt.

Sind die Vorstellungen des Fachverbandes des Hamburger Einzelhandels nicht zu schlicht?

In anderen Großstädten, zum Beispiel in Berlin, werden die Bettler seit über einem Jahr aus der City vertrieben, aber die „Lust“, mehr Geld auszugeben, ist trotzdem nicht gestiegen. Wie sollte die Kauflust auch steigen bei der hohen Arbeitslosenzahl in Deutschland? Hamburg ist dabei führend mit 100.000 Arbeitslosen und 150.000 Sozialhilfeempfängern. Wieviel Kaufkraft liegt da brach!! Denn nicht die Armen vertreiben die Käufer, sondern die Armut. Die meisten Menschen würden mit Begeisterung ihr Geld ausgeben, wenn sie nicht jede Mark zweimal umdrehen müßten.

Jammern und die Schuld bei den Ärmsten der Armen zu suchen, ist sicherlich nicht der richtige Weg. Vielleicht sollten sich Herr Görtz oder Herr Kalkmann lieber für Beschäftigungsprojekte und mehr Arbeitsplätze stark machen. Damit wäre dann allen geholfen.

Stephan Karrenbauer

für das Team von Hinz & Kunzt

Betrifft: „Aufstand des Rohmaterials“, taz hamburg vom 9.1.98

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