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Mutters bunter Kessel

■ Schlecht kommt nicht immer gut: Laolas „Liv-Ullmann-Show“im Molotow

Im hanseatischen Literatur-Ozean schlagen die Laola-Wellen höher denn je: Ab sofort erhalten überzeugte Wellenreiter den regelmäßigen Laola-Kick. Zusätzlich zum traditionellen Laola-Club findet jeden zweiten Dienstag das „ultimative Literatur-Event“statt, die „Liv-Ullmann-Show“im Molotow.

Dabei geht es um nicht weniger als eine von Liv Ullmann persönlich moderierte Talkshow. Schließlich, so Initiator Michael Weins, sei Ullmann die „gute Mutter des Laola-Clubs“, mit der sämtliche Mitglieder „Kindheitsgeschichten verbinden“. Was hingegen die Hamburger Literaturszene mit der „Liv-Ullmann-Show“verbinden wird, ist nach der vorgestrigen Premiere noch unklar. Denn der Abend entpuppte sich bald als eine Art „Kessel Buntes“für Trashkulturalisten.

Im liebevoll gestalteten 70er-Jahre-Fernsehstudio-Ambiente führte der perückenbemützte Michael Weins als Liv Ullmann durch die Show. Diese beinhaltete viel Privathumoriges zum offiziellen Talk-Thema „Reisen“, einiges an beliebigen Albernheiten und Gimmicks und eine Menge improvisierter Monologe. Das unterhielt aber selbst Anhänger der Humorsparte „Schlecht kommt gut“nicht immer gut. Stimmungs-Highlights waren der „echte Elvis“und vor allem die „Risikowand“, eine kindergeburtstagsmäßige Game-Show-Parodie, die durch Einbezug hilfloser Zuschauerexemplare erheiterte und fast im Exitus eines Probanden endete.

Doch auch wenn die „Risikowand“das Entertainer-Risiko dank Torsten Passfeld sicher überstand: Generell blieb das Gefühl, daß die Parodie oft weniger parodistisch war als das Parodierte selbst. Da fielen die wenigen literarischen Perlen des „Literatur-Events“erst recht auf. Zu ihnen zählten die skurril-sexualisierten Phantasien der Exil-Polin Mariola Brillowska und die Geschichte eines Hammelkopfkaufs, die der „echte Elvis“und Quasi-Türke „Begdemir“verlas.

Viele nutzten aber schon die Pause, um sich fortzustehlen, und der zweite Auftritt des „echten Elvis“fand bereits vor halbleeren Rängen statt. Insofern müssen sich die Laola-Macher noch einiges einfallen lassen, um angesichts der zukünftigen „Liv-Ullmann“-Dauerflut eine Publikums-Ebbe dauerhaft zu vermeiden. Vielleicht ist ja weniger mehr. Christian Schuldt

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