: „Fahnenflucht“skurril
■ Anerkannter Kriegsdienstverweigerer wird per Haftbefehl gesucht
Arne Kröger (*) ist anerkannter Kriegsdienstverweigerer (KDV). Trotzdem wird der 21jährige aus Rade bei Rendsburg wegen „Fahnenflucht“gesucht. Die Festnahme blieb ihm bislang erspart, weil selbst der Polizei der Fall „skurril“vorkommt.
Im Mai 1996 wurde Kröger zum Wehrdienst einberufen. Schon am ersten Wochenende haute er aus der Kaserne im fränkischen Roth ab. „Weil er das nicht mehr aushielt“, so Horst Görner, KDV-Betreuer des Kirchenkreises Stormann. Nachdem die Feldjäger ihre Fahndung ergebnislos abgebrochen hatten, erstattete die Bundeswehr Strafantrag in Nürnberg. Zur Verhandlung erschien Kröger nicht. Görner: „Er hatte sich versteckt und die Ladung nicht bekommen. Da die Ladung hinterlegt wurde, galt sie aber als zugestellt.“Folge: Der Richter erließ Haftbefehl.
Seit drei Monaten ist der Kriegsgegner wieder ordnungsgemäß gemeldet und betreibt seine Anerkennung. Am vergangenen Mittwoch bewertete der KDV-Ausschuß in Schleswig sein Abtauchen als „Flucht aus Gewissensgründen“. Dennoch wollte ihn am nächsten Tag die Polizei verhaften. „Er ist zur Fahndung ausgeschrieben. Jeder Polizist, der ihn antrifft, wird vor dem Problem stehen“, so ein Beamter. Trotzdem sahen die Polizisten von einer Festnahme ab: Die Nürnberger Staatsanwaltschaft müsse endlich Klarheit schaffen. Man werde Kröger vorerst in Ruhe lassen.
Görner wettert: „Der Staatsanwalt muß den Antrag auf Haftbefehl zurückziehen.“Gegenüber der taz wollte sich der bayrische Ankläger nicht äußern: „Telefonisch keine Presseauskünfte.“ kva
* Name geändert
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