Kirche will Vormittags-Hort einsparen

■ Unter ihrem Spardruck schafft die Kirche ihre Vormittags-Horte ab / Bis zum Jahr 2000 will die Stadt auch die kommunalen Einrichtungen schließen: Kinder sollen vormittags in die Schule

Die Vormittagshorte in den evangelischen Kindertagesheimen (KTH) werden abgeschafft. Diese Entscheidung fällt heute aller Voraussicht nach der zuständige Kirchenausschuß der BEK. Außerdem sollen nach dem Willen der Sparkommissare mehr Kinder auf eine Erzieherin kommen, die VorpraktikantInnen sollen nur doch halb soviel Geld kriegen (175 Mark monatlich), Putzjobs in den Kitas werden gekürzt. Dies berichtet Hans Jürgen Moroff, der als zuständiger Pfarrer für Kontakte zum Senat diese Vorschläge mit dem Bremer Sozialressort abstimmt.

Damit würden ab dem kommenden Kindergarten-Jahr die 481 Grundschüler in den Kirchen-Horten täglich von acht bis elf, vielleicht sogar bis zwölf Uhr vor verschlossenen Horttüren stehen. Die Kirche ist nach der Stadt der zweitgrößte Träger von Horten – insgesamt gibt es 3.614 Hortplätze. „Faktisch heißt das“, so empört sich der Sprecher des Gesamtelternbeirats, Jürgen Abelmann, „daß alleinerziehende Mütter, die arbeiten, ihren Job aufgeben können.“Der Elternvertreter verweist auf eigene Erfahrungen: „Mein Kind ist um neun Uhr wieder zu Hause, wenn der Lehrer ausfällt. Das ist mir nicht nur einmal passiert.“Und bei den Erstklässlern sei es sowieso üblich, daß die oft erst zur zweiten Stunde anrücken müssen.

In solchen „Notfällen“, so versucht Pastor Moroff die Gemüter zu beruhigen, werde Abhilfe geschaffen: Die Kids sollen dann in den Kita-Gruppen mit unterkommen. Und auch der übliche Frühnotdienst von sieben Uhr bis Schulbeginn soll bleiben.

Die Einsparung bei der recht teuren derzeitigen Hortstruktur (vgl. taz vom 18.12.) sei aber notwendig geworden, so Moroff, weil Sozialsenatorin Tine Wischer (SPD) den Kirchen für 1998/99 zwei Millionen Mark weniger Zuschüsse geben will: „Bei einem Gesamtetat von 36 Millionen für die kirchliche Kinderbetreuung ist das ein ganzer Batzen“. Vor allem, weil auch die Kirchen wegen der rapide sinkenden Kirchensteuern sparen müssen.

Zum neuen Schuljahr soll die Bildungsbehörde den Kirchen gleichzeitig 357 Erzieherstunden im Wert von über 600.000 Mark „abkaufen“, hofft Pastor Moroff. Die bei der Kirche freiwerdenden ErzieherInnen würden morgens in die Schulen wandern, mittags kämen sie dann in die kirchlichen Horte. Dies könnte der Anfang eines neuen Konzeptes werden, nach dem die Vormittagsbetreuung der schulpflichtigen Kinder bis zum Jahr 2000 völlig in den Schulen gesichert sein soll. Dieses Konzept „Lebensraum Schule“wird sowohl von der Bildungs- als auch von der Sozialbehörde befürwortet: „Bis in zwei Jahren soll es in allen Bremer Schulen von 8 bis 13 Uhr eine verläßliche Betreuung geben“, peilt Heide Rose, Abteilungsleiterin Jugend im Sozialressort, das „sehr ambitionierte“Ziel der Bildungsbehörde an. Im Februar soll dazu ein erstes inhaltliches Konzept entwickelt werden.

Mit diesem Ziel schickt die Behörde die Kirche bei der Schließung der Vormittags-Horte vor. Zwar muß auch die Sozialsenatorin wegen der geminderten Kita-Gebühren sechs Millionen Mark einsparen. Aber wie das geschehen soll, wird erst ein Gutachten ergeben, das nicht vor der Sommerpause fertig sein wird. „Es ist höchst unwahrscheinlich, daß wir das dann schon zum nächsten Kindergartenjahr umsetzen“, so Rose, man werde die Einsparungen wohl noch ein bißchen hinausschieben.

ritz