piwik no script img

Focus, Focus, Focus

■ ... und 5 Jahre Fakten – Wir gratulieren

„Wer kann das schon? Zugleich konservativ und innovativ sein?“ Bei einem Besuch im Stuttgarter Das Beste-Headquarter gab nach kurzem Schweigen ein Nachwuchsreporter folgende, überraschend geistesgegenwärtige Antwort: „Helmut Markwort“.

Er hätte auch Focus sagen können. Aber wer Focus sagt, muß ohnehin auch „Markwort“ sagen. Und „Infoelite“. Und „Infotainment“. Und „Fakten, Fakten, Fakten“. Und dabei an die Leser denken. An 5,8 Millionen Leser. „Deutschlands erfolgreiches Nachrichtenmagazin“ ist schließlich nicht ohne Grund so erfolgreich; die Zeit war nicht nur reif dafür an jenem dritten Montag im Januar 1993. Nein, Markwort und sein Focus haben auch was dafür getan: Haben fleißig Anzeigenkunden akquiriert, daß das Heft heute kaum noch Platz hätte für redaktionelle Beiträge, wenn es nicht immer dicker würde. Doch auch die Leserakquise wurde nicht vergessen. Die vielgeschmähten Aktien-Tips, Steuer-Tricks, Handy- Kicks sind wertvoll für den Leser. (Nicht für den Spiegel-Leser zwar, aber: Ist nicht egal, wer's kauft?) Bare Münze. Manchmal mehr, manchmal weniger wert als 4,50 Mark. Zudem legt sich Markwort unermüdlich und allwöchentlich für seine televisionären Redaktionskonferenz-Simulationen die neusten Fakten in den nachsynchronisierten Mund. Und es fällt nicht einmal auf.

„Ficken, Ficken, Ficken“ kritzelte der Karikaturist Ol einmal einem dicken Strichmännchen in die Sprechblase. Darunter schrieb er: „Das wahre Gesicht des Helmut Markwort“. Da zeigte Markwort sein wahres Gesicht, klagte auf Schmerzensgeld und bekam 15.000 Mark. Als Titanic die Zeichnung dokumentierte, klagte Markwort wieder (diesmal auf 100.000 Mark) und verlor. Markwort klagt oft. Nur übers eigene Blatt nicht. Worüber auch? Über 763.965 verkaufte Expemplare (fast die Hälfte als Abo) nach erst 260 Ausgaben? Über die klagen andere. Mit Recht. So wollen auch wir nicht ungerecht sein. Und gratulieren. Wie sagt man noch? – Na, herzlichen Glückwunsch, Deutschland. Christoph Schultheis

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen