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Industrie will angeblich den Holzhammer loswerden

■ Industrieinterne Pläne zur Ablösung von BDI-Chef Henkel wurden gestern sofort dementiert

Berlin/Köln (taz/AP) – Seine jüngsten Angriffe gegen Tarifverträge und Sozialstaat könnten BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel seinen Job kosten. In der deutschen Wirtschaft kursiert nach Informationen des Spiegel ein Geheimplan zu seiner Ablösung. Demnach sei eine alte Idee neu belebt worden: die Zusammenlegung der Industrielobby BDI mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Chef des Doppel-Verbandes solle dann der konziliantere BDA-Chef Dieter Hundt werden.

Hundt dementierte sogleich die Fusionspläne. „Wir machen Tarif- und Sozialpolitik, und der BDI macht Industriepolitik“, sagte er. „Das paßt nicht zusammen.“ Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem 34 Branchenverbände mit rund 80.000 Mitgliedesfirmen angehören, warf dem Spiegel vor, gezielt die Position Henkels schwächen zu wollen.

Die Hamburger Zeitschrift beruft sich auf die Führungsetagen großer süddeutscher Konzerne wie Siemens, Daimler und BMW. Dort nehme man Henkel übel, daß er durch seine Attacken das gute Verhältnis der Industrie zu Kanzler Helmut Kohl zerstört habe. „Es kann doch nicht angehen“, wird ein BMW-Topmanager zitiert, „daß ein Wirtschaftsverband wie der BDI im Wahljahr bei der Regierung kein Gehör mehr findet.“

Henkel hatte den vielfachen Bruch von Tarifverträgen in Ostdeutschland wiederholt als vorbildlich bezeichnet. Daraufhin war es zwischen ihm und Bundesarbeitsminister Norbert Blüm zu einem heftigen Streit gekommen, in dessen Verlauf Henkel Blüm als Hofnarren bezeichnet hatte. Unions-Fraktionschef Wolfgang Schäuble schloß sich nun erneut der Kritik an Henkel an. Wie ernst die Lage in Ostdeutschland auch sein möge, sie rechtfertige keine Aufforderung zum Tarifbruch, sagte er in einem Interview.

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