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Press-SchlagBoller, Bein und Baggio

■ Das taz-Rätsel „spitze Fußballer-Namen“ erwies sich als verdammt harter Brocken

Okay, wir geben ja zu: Es war verdammt schwer, unser Weihnachtsrätsel mit den zehn zu erratenden Spitznamen von Fußballspielern. Um so erfreuter sind wir über die große Resonanz und Einsendefreude, auch wenn sie selten zu der geforderten Anzahl einwandfreier Lösungen führte. „Sieben von zehn“ lautete die Bedingung, welche von den drei Fußballexperten Andreas Beune (Bielefeld), Peter Böhm (Berlin) und Andreas Cavaliere (Heidelberg) exakt erfüllt wurde. Mit acht korrekten Lösungen an der Spitze steht dagegen Lutz Meissner aus Hamburg. Das sind, nach Adam Riese, vier Gewinner. Da wir aber fünf Tom- Tassen als Preis ausgesetzt haben, können wir nicht nur auf die Auslosung verzichten, sondern das fünfte Exemplar zu unserem großen Vergnügen auch noch selbst behalten. Es lebe die Unwissenheit.

Nun zu den gesuchten Kickern im einzelnen. Erfreulich häufig wurde die Nummer 1 identifiziert: Andreas „Boller“ Jeschke vom FC St. Pauli, der seinen hohen Bekanntheitsgrad wohl nicht zuletzt der Fan-Aktion „Bücher für Boller“ zu verdanken hat. Ebenfalls wenig Probleme bereitete Nummer 2, der göttliche Zopf, „Il divin codino“, bei dem es sich, wie einstimmig erkannt wurde, um den bekannten italienischen Buddhisten Roberto Baggio handelt.

Anders dagegen bei der Nummer 3, dem „Fußballgott“. Inflationär gebraucht, rügt Ratefuchs Meissner zu Recht, und es ist wohl selbstverständlich, daß wir keine hergelaufenen Kohlers, Werners oder gar Linkes akzeptieren, sondern nur die klassische Variante: Toni Turek, ein für allemal vergöttlicht und beglaubigt von der göttlichen Stimme des Herbert Zimmermann. Sträflich im übrigen die Verwechslung des gesamten Gottes mit einem einzigen Körperteil, nämlich seiner Hand.

Nummer 4, wir geben es zu, war der Hammer, aber eben nicht der Dr. Hammer, auch nicht der Dr. Kunter und schon gar nicht Dr. Jupp Kapellmann. Was für einen Sinn würde es, bitte schön, machen, jemanden mit Spitznamen Herr Doktor zu heißen, der dies tatsächlich ist? Der einzig wahre Herr Doktor – absolut unerratbar, aber verbürgt von Rätsel-Autor Michael Ringel, ist kein anderer als Uwe Bein.

Kommen wir zum „Langen“. Hier liegt der Fall ähnlich wie bei Gott Turek. Lange gibt es viele, aber nur einen, der als solcher historische Bedeutung erlangte: Helmut Schön, an dessen Spitznamen „Langer“ selbst profanste Anschläge wie „Der Mann mit der Mütze“ wirkungslos abprallten.

Etwas leichter wurde es wieder mit „Der Papierne“, dem genialen Dribbler und Scheiberlkönig von Rapid Wien, Matthias Sindelar, der in den 30er Jahren wirkte und gelegentlich auf seine Gegenspieler wartete, damit er sie noch einmal umspielen konnte. Der „Rote Paul“ ist, oder besser, war, wenn überhaupt je, Paul Breitner, der den Rätselfreunden noch eine kleine Ruhepause verschaffte, bevor es ans sogenannte Eingemachte ging: Sokrates. Bei diesem handelt es sich mitnichten um den Herr Doktor Socrates, den staksigen brasilianischen Kinderarzt. Der schreibt sich mit „c“, und außerdem handelt es sich nicht um einen Spitz-, sondern seinen offiziellen Fußballernamen. Der Träger des honorigen Philosophennamens ist viel mehr Frank Neubarth von Werder Bremen, wobei uns nicht bekannt ist, ob er diese Titulierung zufälligerweise von einem gewissen Herrn Rubens erhalten hat.

Tarzan, klarer Fall, ist Gerry Ehrmann vom 1. FC Kaiserslautern, denn wenn wir Spargeltarzan gemeint hätten, hätten wir auch Spargeltarzan geschrieben. Bei „Wuschi“ schließlich handelt es sich weder um Wolfram Wuttke noch um Harry Koch, sondern um Frank Rohde, erst BFC Dynamo, später HSV und Hertha BSC.

Sehr gut, das wollen wir nicht verschweigen, hat uns auch die interessante Theorie von Alessandro Messina aus Stuttgart gefallen, der behauptet, Wuschi sei niemand anders als „Michael Ringel, Freizeitkicker und Buchautor, wegen seiner üppigen Haarpracht“. Eine Tasse können wir aber auch hierfür nicht rausrücken, schließlich ist da noch die Sache mit Maradona in Frage 3. Matti Lieske

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