: Verträge nur auf Papier
■ IG Metall will Christlicher Gewerkschaft per Gericht die Tariffähigkeit absprechen lassen
Berlin (taz) – Kaum einer kennt sie, die Christliche Gewerkschaft Metall (CGM). Dabei schließt die CGM neuerdings sogar eigene Tarifverträge ab – die vergleichsweise günstig für die Arbeitgeber ausfallen. Jetzt wurde es der IG Metall zu bunt: Die Metaller-Gewerkschaft will der Christlichen Gewerkschaft den Status einer Interessenvertretung der Arbeitnehmer absprechen lassen. Gestern begann der Prozeß vor dem Arbeitsgericht Stuttgart.
Die CGM hat nach eigenen Angaben 100.000 Mitglieder und verfügt laut Information der IG Metall über so gut wie keine Betriebsräte. Die Gewerkschaft, die der CDU politisch nahesteht, hat jetzt für die Metallindustrie in Sachsen einen Beschäftigungssicherungsvertrag abgeschlossen. Dieser eröffne den Betrieben die Möglichkeit, Vereinbarungen über niedrigere Einstiegslöhne zu treffen, sagte CGM-Geschäftsführer Peter Haege.
„Diese Tarifverträge gelten faktisch für niemanden, da die CGM in den Betrieben nicht über entsprechende Mitgliedszahlen verfügt“, betont hingegen IG-Metall- Sprecher Claus Eilrich. Die IG Metall bezieht sich in ihrer Klage auch auf ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG), nachdem eine Gewerkschaft bei Tarifverhandlungen in der Lage sein müsse, einen „die Verhandlungen beeinflussenden Druck“ ausüben zu können. Eine solche Streikfähigkeit sei bei der CGM nicht gegeben. Den christlichen Gewerkschaften Holz und Bau sowie Bergbau, Chemie und Energie sprach das BAG daher schon die Tariffähigkeit ab. Die IG Metall rechnete gestern noch nicht mit einer endgültigen Entscheidung. BD
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