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Matz muß um FDP-Vorsitz kämpfen

■ Über den Vorsitz der Dreiprozentpartei FDP wird am Freitag eine Kampfabstimmung entscheiden. Drei Bewerber treten an. Dem Bonner Heinz Lanfermann werden Chancen als Konsenskandidat des konservativen Lagers

Der FDP steht auf ihrem Parteitag an diesem Wochenende eine erneute Zerreißprobe bevor. Wie vor zwei Jahren, als der Wirtschaftsliberale Martin Matz gegen den Nationalliberalen Alexander von Stahl in einer Kampfabstimmung zum Landesvorsitzenden gewählt wurde, dürfte es am Freitag zu einem Kampf um die Mehrheiten kommen. Obwohl auch von Stahl wieder kandidiert, werden sich in der letzten Runde voraussichtlich Matz und der Bonner Staatssekretär Heinz Lanfermann gegenüberstehen.

Lanfermann gilt als Kandidat der Konservativen, die bislang in Ablehnung der Nationalliberalen zähneknirschend zu Matz gehalten haben. Nun aber sehen die konservativen Freidemokraten, deren Kritik an Matz seit seiner Wahl zugenommen hat, die Chance, das Ruder herumzuwerfen. Lanfermann hat, wie er selbst betont, „keine Hausmacht in Berlin“, die Zustimmung zum konservativen Kandidaten ist im sozialliberal geprägten Landesverband gering. Doch der amtierende Landesvorstand und die Unterstützer von Matz befürchten trotz geringer Resonanz für Lanfermann eine Verschiebung der Mehrheitsverhältnisse. „Martin Matz hat nur eine sehr dünne Mehrheit“, gibt der sozialliberale Reinickendorfer Freidemokrat Peter Tiedt zu bedenken. „Wenn es einen Deal zwischen den Nationalliberalen und Heinz Lanfermann gibt und Alexander von Stahl plötzlich zugunsten von Lanfermann auf seine Kandidatur verzichten sollte, dann könnte dieser eine Mehrheit bekommen.“

Einen Vorsitzenden Lanfermann mag sich ein großer Teil der Hauptstadtliberalen nicht vorstellen. Jürgen Biederbick, der langjährige Fraktionsgeschäftsführer der FDP im Abgeordnetenhaus, findet deutliche Worte für die Stimmung: „Erstens kann Herr Lanfermann mir schwer klarmachen, wie er als Bonner Import die FDP zurück ins Abgeordnetenhaus führen will, zweitens hat er bei der Abstimmung über den Standort des Bundestages gegen Berlin gestimmt, und drittens scheint er Berlin nur als Sprungbrett für ein Bundestagsmandat benutzen zu wollen.“ Als Gegner der Nationalliberalen wird Biederbick deshalb für Matz stimmen.

Das Hauptstadtargument zählt auch für die Nationalliberalen. Markus Roscher, einer der aktivsten Unterstützer Alexander von Stahls, betont: „Der Schwerpunkt unseres Augenmerks liegt bei Alexander von Stahl. Herr Lanfermann hat gegen Berlin gestimmt, deshalb kann er mit unseren Stimmen nicht rechnen.“ Für Roscher ist nur ein Modell denkbar, in dem der Staatssekretär die nationalliberalen Stimmen bekommen könnte: Wenn Alexander von Stahl im ersten Wahlgang von allen drei Kandidaten die wenigsten Stimmen erhält und in einem zweiten Wahlgang nur noch Lanfermann und Matz gegeneinander antreten würden, dann könnte Lanfermann auf die Nationalliberalen zählen.

Führungspersönlichkeiten wie Carola von Braun und Jürgen Starnick indes bekunden den Willen zur Kontinuität. „Ich wünsche mir, daß der Landesvorstand so weiterarbeitet wie bisher – nur mit besserer Öffentlichkeitsarbeit“, so Landesvorstandsmitglied Starnick, der hinter Martin Matz steht. Carola von Braun weist darauf hin, daß ein konservativer Liberaler wie Lanfermann in dem sozialliberal geprägten Landesverband nicht mit breiter Unterstützung rechnen kann.

Susanne Thaler, Zehlendorfer Bezirksvorsitzende, spricht sich dagegen ohne Vorbehalte für Heinz Lanfermann aus. „Er ist ein Profi im besten Sinne, ein ausgewiesener Fachjurist“, so Thaler. Sie rechnet damit, daß er wie die beiden anderen Kandidaten etwa ein Drittel der Delegierten hinter sich versammeln kann. Barbara Junge

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