: Don Quichote gegen Windkraft
■ betr.: „Windkraftgeschädigt“, Le serbrief von Prof. Lothar Hoi schen, Bundesverband Land schaftsschutz (BLS), taz vom 6.1. 98
So? „Der BLS ist von allen politischen, ideologischen und wirtschaftlichen Interessen unabhängig und der einzige Verband, der sich für die schon große Zahl der Windkraftgeschädigten einsetzt.“ Wie ist das denn mit der Befürwortung des BLS für die Stromerzeugung durch uralte Braunkohlekraftwerke? Schrieb doch der BLS-Mitkämpfer Otfried Wolfrum in der FAZ vom 23.9. 97 in einem ganzseitigen Artikel (bestimmt nicht zum Schaden der inserierenden Energielobby): „Die Stromwirtschaft redet nicht gern darüber, aber die Erzeugungskosten sind bemerkenswert gering, sobald ein Kraftwerk einmal abgeschrieben ist. Für weniger als drei Pfennig läßt sich zum Beispiel Strom aus Braunkohle gewinnen, in Tschechien sogar, allerdings unter hohen Schwefeldioxydemissionen, für nur 1,8 Pfennig.“ Weiter: „Gesundheitliche Schäden im Nahbereich der Windkraftturbinen [...] sind inzwischen unter der Bezeichnung „Mühlensyndrom“ bekannt geworden. Ärzte konstatieren Symptome wie Sehschwäche, Schlaflosigkeit, Herzrhythmusstörungen und Angstzustände. Das führt zunehmend zu Krankschreibungen bis hin zur Berufsunfähigkeit.“
Wir bezweifeln, daß es möglich ist, diesen „Landschaftsschützern gegen Windkraft“ ihren Quatsch mit rationalen Argumenten auszureden. Daß es Menschen gibt, die für qualmende Schlote werben, rauchgasgeschädigte Landschaften und Menschen ignorieren, aber plötzlich beim leisen Rauschen einer Windkraftanlage Angstzustände bei Menschen festgestellt haben wollen, sind auf „ewig gestrig“ eingestellt. Windkraftwerke dürfen zu sehen sein, dafür werden diese behördlich genehmigt und entsprechen bau-, lebens- und umweltverträglichen Richtlinien und nutzen der Förderung der wirtschaftlichen Stromerzeugungsunabhängigkeit. Die Stromkonzerne haben bekannterweise mächtige Einflußmöglichkeiten durch versteckte Subventionen wie Niedrigtarife für die Industrie, die sonst selbst ihren Strom günstig selbst erzeugen könnten und durch Hochtarife für Privathaushalte, die direkt keine Möglichkeit für alternative Energiegewinnung haben.
Die Bemühungen vieler engagierter BürgerInnen, die in den letzten Jahren Betreibergemeinschaften für Wind-, Wasser- und Sonnenkraftwerke gegründet haben und damit Verantwortung für ihren eigenen Energiekonsum übernommen haben, sollen durch diese Art Propaganda ad absurdum geführt und der Umweltschutzgedanke lächerlich gemacht werden. Im Gegensatz hierzu rufen wir jeden Bürger dazu auf, Energie zu sparen, sauber zu erzeugen oder sich an einem Gemeinschaftsprojekt zu beteiligen. Hartmut Groth,
Umschalten e.V., Verein für
umweltschonende Energiege-
winnung, Hamburg
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