: „Auf die Freundschaft“
Weil es von einem Bierbrauer gesponsort ist, verstößt das Transparent am Altonaer Rathaus angeblich gegen die Bauordnung ■ Von Heike Haarhoff
Die Freude über „Europas größtes Veranstaltungsplakat“währte nur einen Monat: Dem 1.500-Quadratmeter großen, kunterbunten Zierbanner an der Eingangsfassade des Altonaer Rathauses, das auf dessen diesjährigen hundertsten Geburtstag hinweist, droht seit gestern das Schicksal der akuten Einmottung.
Denn das Jubiläums-Transparent, mit dem Altonas Bezirksamtsleiter Uwe Hornauer (SPD) erst am 19. Dezember seinen Regierungssitz feierlich hatte verhängen lassen, verstößt gegen die Hamburgische Bauordnung – weil es nicht nur ziert, sondern auch wirbt, und zwar für eine große Hamburger Brauerei. Das jedenfalls wollen die Baubehörde, das Landesplanungsamt sowie Oberbaudirektor Egbert Kossak (SPD) nach einmonatiger, intensiver Fahndung im Paragraphendschungel herausgefunden haben. Gestern nun unterrichtete der Oberbaudirektor den Bezirksamtsleiter über den „Sachverhalt“, den Hornauer „irgendwie aus der Welt schaffen“will.
Beanstandet, so erfuhr der erstaunte Bezirkschef, werde nicht das Plakat an sich, sondern einzig der Schriftzug im unteren Drittel: „100 Jahre Rathaus Altona. Auf die Freundschaft“, steht dort zu lesen, und dann erscheint der Name eines bekannten Hamburger Bierherstellers. „Nach den geltenden Bestimmungen“aber ist Werbung an öffentlichen Gebäuden verboten. „Es sei denn“, zitiert Hornauer die gesetzliche Ausnahmeregelung, „es handelt sich um einen Hinweis auf das Gebäude selbst oder eine Veranstaltung, die im Zusammenhang mit dem Gebäude steht“. Und genau das sei gegeben, weise das Plakat doch auf die nahenden Geburtstagsfeierlichkeiten hin.
Hornauer hofft nun auf eine „einvernehmliche Lösung“. Abhängen jedenfalls kommt für ihn vorerst nicht in Frage. Andernfalls, grämt er sich, könne der gebeutelte Bezirk nämlich leider weder die geplanten Feste noch „dringend notwendige Restaurierungsarbeiten im Innern des Rathauses“finanzieren. Einzig zu diesem Zweck habe er, Hornauer, im vergangenen Jahr „aktiv nach Sponsoren gesucht“. Und sich gefreut, kurz vor Weihnachten endlich den Bier-Werbeträger zu finden, der im Gegenzug „einen sehr hohen Betrag“stiftete. Den will Hornauer nun für Reparaturarbeiten nutzen.
In Zeiten knapper Kassen könne man streiten, „ob man lieber mit Schokolade oder Bier werben“wolle, findet Hornauer, nicht aber über das Sponsoring an sich. Überdies hält er sein Engagement in Sachen Privatmittel-Einwerbung vergleichsweise für gemäßigt: „Der Bürgermeister von New York verkauft die Brooklyn-Bridge an Private; ich stelle nur vorübergehend die Rathaus-Fassade zur Verfügung.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen