Arafat als Nazi beschimpft

■ Israelische Parlamentarier wollen nicht, daß der PLO-Chef Opfern des Holocaust gedenkt

Jerusalem (taz) – Wüste Schimpfkanonaden lieferten sich Abgeordnete des israelischen Parlaments auf ihrer Plenumssitzung am Mittwoch abend. Anlaß der hitzigen Debatte war die Entscheidung des Holocaust-Museums in Washington, Palästinenserpräsident Jassir Arafat doch noch zu einem offiziellen Besuch einzuladen.

Der stellvertretende Verteidigungsminister blieb noch zivil und lehnte im Namen der Regierung den Besuch als „eine Verletzung des Oslo-Abkommens“ ab, weil Arafat die Ehren eines Staatschefs zuteil würden. Doch Abgeordnete der rechten und religiösen Parteien nahmen kein Blatt vor den Mund. Es sei eine Schande, daß der „Mörder Arafat“ ein Holocaust-Museum besuche und von „kriecherischen Juden“ sogar in die Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem und das Holocaust-Museum in dem Kibbuz Yad Mordechai eingeladen worden sei. Damit werde die Erinnerung an die ermordeten Juden geschändet und die „jüdische Ehre mit Füßen getreten“. Rehavam Zeevi von der Moledet- Partei fragte: „Sucht Arafat vielleicht nach den Taten des echten Adolfs, um von diesen zu lernen?“ Arafat sei „kein Neonazi. Er ist ein Nazi, klar und deutlich.“

Diese Stellungnahmen brachten den arabischen Abgeordneten der Front für Frieden und Gleichheit, Saleh Salim, in Rage. „Wenn ihr zur Zeit des Holocaust gelebt hättet, hättet ihr auf der Seite der Nazis gestanden“, schrie er.

Der stellvertretende Sprecher der Knesset, Shevach Weiss von der Arbeitspartei, selbst ein Überlebender des Holocaust, sprach sich ausdrücklich für einen Besuch Arafats im Holocaust-Museum aus. Der Besuch, so sagte er, „sei ein Schlag ins Gesicht all jener, die den Holocaust leugnen“.

Der Direktor des Holocaust- Museums in Washington, Miles Lerman, hatte ursprünglich den Besuch im Rahmen von Arafats derzeitiger USA-Reise abgelehnt. Zur Begründung für seinen Meinungsumschwung gab er an, er sei „schlecht beraten“ worden. Aber er habe „den Mut, Fehler einzugestehen und zu korrigieren“.

Nach Angaben des PLO-Büros in Washington wird Arafat der Einladung gerne Folge leisten. Er wird bei dem Besuch vom Direktor offiziell begrüßt und auf seinem Rundgang begleitet werden. Ob Arafat, wie andere Staatsoberhäupter auch, einen Kranz niederlegen werde, will die Museumsleitung noch diskutieren, wenn die offizielle Bestätigung für den Besuch vorliegt. Georg Baltissen