piwik no script img

Ein alter Mann rächt sich

■ Ex-Daimler-Chef Edzard Reuter schreibt ein Buch über die Herren in der Chefetage

Hamburg (AFP/dpa/taz) – Der frühere Daimler-Benz-Chef Edzard Reuter hat seine Freizeit genutzt und ein dickes Buch geschrieben. Darin rechnet er nach Informationen des Manager Magazins mit der damaligen und heutigen Führungsspitze des Konzerns ab, schreibt sich selbst aber keine größeren Fehler zu. Wie das Magazin vorab aus seiner jüngsten Ausgabe berichtet, schildert Reuter „in verletzender Offenheit“ die fachlichen und persönlichen Schwächen seiner Vorgänger und seines Nachfolgers Jürgen Schrempp, dem er einen von „rücksichtsloser Brutalität“ gekennzeichneten Führungsstil vorhält.

Reuter war von 1987 bis 1995 Vorstandsvorsitzender der Daimler-Benz AG, anschließend wechselte er kurzfristig in den Aufsichtsrat. Unter seiner Führung wandelte sich Daimler-Benz vom Auto- zum Technologiekonzern mit den höchsten Betriebsverlusten in der Geschichte des Unternehmens. Mehrere Zukäufe, wie etwa der niederländische Flugzeugbauer Fokker, mußten später mit hohem Verlust wieder abgestoßen werden. Reuter selbst hat bis zu seinem Ausscheiden „nie einen Anlaß gesehen, das Ruder grundlegend herumzureißen“, soll es in dem Buch heißen.

Der Berliner Siedler-Verlag, der Reuters Buch „Schein und Wirklichkeit“ am 10. Februar auf den Markt bringen will, kündigte bereits juristische Schritte gegen das Manager Magazin an, weil es Urheberrechte verletzt habe.

Nach Angaben der Stuttgarter Zeitung, die an diesem Samstag mit dem Vorabdruck der Memoiren beginnt, wehrt sich Reuter gegen den Vorwurf, unter seiner Führung sei aus dem größten deutschen Industriekonzern ein Sanierungsfall geworden. Für den Milliardenverlust am Ende seiner Amtszeit mache Reuter seinen Nachfolger Jürgen Schrempp verantwortlich.

Nicht die Vision eines „integrierten Technologiekonzerns“ sei falsch gewesen, sie habe nur unter der teils mangelhaften Umsetzung durch das Management gelitten. Der für 1995 ausgewiesene Verlust in der „nahezu unvorstellbaren Höhe“ von 5,7 Milliarden Mark sei weit überwiegend durch außerordentliche Rückstellungen zustande gekommen und nicht im laufenden Geschäft verursacht worden.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen