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Sardinen mit Schuß

■ Die University Players veranstalten mit „Noises Off“vor allem viel Lärm

Dotty blickt verwirrt auf den Teller Sardinen in ihrer Hand: Rein oder raus mit dem Fisch? In der Nacht vor der Premiere verpatzt Dotty die Generalprobe im Kampf um die richtigen Requisiten.

Die University Players haben sich mit Michael Frayns Noises Off an eine Komödie herangewagt, die in einem komplizierten Stück-im-Stück-Aufbau den englischen Theaterbetrieb aufs Korn nimmt. Das inszenierte Chaos aus der eingebetteten schrillen Verwechslungskomödie „Nothing on“, dominiert von Türenschlagen und Sexgelüsten, ist Nebenschauplatz eines eigentlichen Dramas, das sich hinter der Bühne abspielt. Jeder der Mimen hat eine andere Marotte, die das Gelingen der Spielzeit gefährlich aufs Spiel setzt: Während Dotty als Haushälterin mit den Gegenständen hadert, torpediert ihr Liebhaber Garry das laufende Stück mit eifersüchtigen Verdächtigungen. Die blonde Brooke beweist sich derweil mit ihrer Blödheit als Zeitbombe, Selsdon riskiert mit seiner Saufleidenschaft, seinen Einsatz zu verpassen. In drei verschiedenen Aufführungen durchleiden die labilen Schauspieler Ängste, Mißverständnisse und ein gestenreiches Beziehungschaos, das zum Finale die Anarchie einkehren läßt: Die Bühne wird zum Ort des gegenseitigen Bloßstellens und Sardinen zu Schußwaffen.

Eine Farce über eine Farce nennt Frayn seine nervenaufreibende Satire, die 1982 zur Londoner Premiere Begeisterungsstürme hervorrief. Steve Ray, der bei Musicals wie Freak Out! und Beehive am Hamburger Imperialtheater Regie führte, leistete an der Uni-Bühne Schützenhilfe. Wenige Tage nach der Premiere war der Audimax-Saal jedoch nur zur Hälfte gefüllt. Statt Euphorie ging vielerorts ein Stirnrunzeln durch die Reihen – ob es an Verständnisschwierigkeiten mit der englischen Originalfassung lag? Oder an der Überzeichnung der Charaktere. Denn die waren vor allem eins: laut. Ilonka Boltze

noch bis 31. Jan., Audimax

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